Der Papst sagt »Ich«
von
Thomas Seiterich
vom 26.11.2013
Dieser Papst ist nicht nur in seiner persönlichen Performance zugewandt, sondern auch in seinem ersten Apostolischen Schreiben: »Ein Kirche im Aufbruch ist eine Kirche mit offenen Türen.« Das ist einer von zahlreichen offenen Sätzen in dem 180-Seiten-Werk, das Franziskus heute in Rom vorstellte. (Foto: pa/Spaziani)
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Des Papstes Ziel: Er will, dass die Christen sich aufmachen und die befreienden Teile der christlichen Botschaft an allen Hecken und Zäunen der Weltgesellschaft verkündigen. Sein Apostolisches Schreiben bedeutet nichts weniger als einen Aufbruch der römisch-katholischen Kirche in eine offene Zukunft.
Franziskus fordert in seinem ersten großen Rundschreiben an die Welt eine liebevolle »Revolution«: Jede Christin, jeder Christ möge sich in jeder Sekunde des Lebens bewusst sein, dass nur ein offenes Herz und ein offener Blick für andere die Welt verändere.
Doch der Pontifex aus
Paul Haverkamp 28.11.2013, 09:42 Uhr:
So „reformatorisch“ einige Passagen dieses Regierungsprogramms auch klingen mögen, bisher bleibt es bei Absichtserklärungen, die ich als (wohltuende) Reformlyrik einordne. Ich habe es mir aufgrund meiner Enttäuschungen mit meiner kath. Kirche abgewöhnt, mich voreilig auf die Seite der Applaudierer zu stellen. Diesen Platz werde ich erst einnehmen, wenn Reformentscheidungen in konkr. schriftl. Form vorliegen und der Papst entsprechende Passagen aus dem CIC verändert hat. Im Übrigen bestätigen mich die päpstl. Äußerungen zum Frauenpriestertum (Verletzung der Frauenwürde) und dem Pflichtzölibat (Verletzung des Rechts der freien Berufswahl) in meiner krit. Begleitung dieses Papstes – verbunden mit der Frage, ob er wirklich die „Zeichen der Zeit“ verstanden hat und vor allem auch die Kraft hat, gegen eine ultrakonservative Kurie den Reformknoten mit verbindlichen(!) Reformentscheidungen zu durchtrennen. Mit anderen Worten: Ich warte auf Taten – Worte sind genug gewechselt!
Britta Baas 27.11.2013, 11:00 Uhr:
@thomaswystrach, selbstverständlich ist richtig: Wenn dieser Papst an der theologischen Lehre nichts ändern sollte, an den Strukturen und Menschenrechtsfragen (Stichwort: Frauen), dann kann schon der nächste alles wieder reaktionär umdeuten. Ich fürchte, Franziskus ist in diesem Punkt zu "locker drauf".
Trotzdem ist sein Regierungsprogramm auf anderer Ebene revolutionär: nämlich wirklich in der Art seiner "Ich"-Botschaft. Er sagt nicht "Ich befehlige diese oder jene Lehränderung", sondern er verlangt von sich selbst eine Art therapeutische Durchleuchtung: "eine Neuausrichtung des Papsttums", "Umkehr", "revidieren von Bräuchen", geißelt wörtlich Sätze wie: "Es wurde immer so gemacht in der Kirche". Da spricht ein selbstreflektierendes Ich, das schon im Duktus vermittelt: Ich bin ein Mensch - der Beratung braucht, nicht alles weiß, Führung dialogisch versteht. Ich kenne kein anderes päpstliches Papier dieser Art.
Thomas Wystrach 26.11.2013, 20:50 Uhr:
»Dass Franziskus in Ich-Form spricht, ist der Schlüssel zum Verstehen seines Apostolischen Schreibens. Damit signalisiert er den Abschied vom monarchischen Selbstverständnis des Papsttums.« – Wenn die zentrale These dieses Artikels stimmt, frage ich mich, was es bedeutet, das auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in ihren Apostolischen Schreiben die »Ich«-Form und nicht mehr das früher übliche »Wir« verwendet haben. Übrigens hat man bereits Johannes XXIII. (im Vergleich zu Pius XII.) und Johannes Paul II. (im Vergleich zu Paul VI.) ein »moderneres Auftreten« bescheinigt, geändert hat sich inhaltlich aber nichts in kirchenrechtlichen und dogmatischen Fragen wie Unfehlbarkeit, Jurisdiktionsprimat und Universalepiskopat des Papstes, Frauenordination, Zwangszölibat und Sexualmoral, die von Kirchenreformgruppen seit Jahrzehnten thematisiert werden. Es gibt keinerlei Anhaltspunkt, dass sich das unter Papst Franziskus ändern würde. Nur die PR ist erfolgreicher als bei Ratzinger ...