Wie fies das Leben sein kann
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €
Jugendbuch. Niko hat es schwer in der Schule, denn er ist dick. Sehr dick. Seine Mitschüler drangsalieren und beschimpfen ihn: fette Sau, dicke Tonne, Fettsack oder, etwas origineller, Tiefseequalle. Sera, ein Mädchen mit ägyptischen Wurzeln, ist das Gegenteil von Niko: schön, schlank und beliebt. Sie will dazugehören – und dazu gehört, sich nicht mit dem dicken Außenseiter abzugeben. Doch eines Tages lächelt Sera Niko aus einer Laune heraus an und grüßt ihn. Vielleicht bringt diese kleine Geste Niko dazu, Sera zu helfen, als sie auf der Klassenfahrt von einem Mitschüler begrapscht wird. Danach werden er und Sera von allen gedisst. Um ihren »persönlichen Außenseiteralbtraum«, wie Sera es nennt, zu überleben, reißen die zwei spontan zusammen aus. Diese ungeplante Aktion verändert beide: Niko, der die Gemeinheiten seiner Mitschüler gewöhnlich stoisch erträgt und sich in seiner Fantasiewelt verbarrikadiert, fängt an, sich zu wehren. Sera, die bisher immer brav mitgelaufen ist, macht den Mund auf und sagt, was sie wirklich denkt. »Tanz der Tiefseequalle« ist ein Roman über das Erwachsenwerden. Eine Auseinandersetzung damit, wie sehr unser Äußeres das eigene Ich und die Beziehung zu anderen bestimmt, und eine Geschichte über den Mut, sich seinen eigenen Reim auf die Welt zu machen und danach zu leben, egal, was die anderen über einen denken. Mit Niko und Sera hat Stefanie Höfler, im Hauptberuf Lehrerin, zwei starke und bis ins Detail glaubwürdige Charaktere geschaffen, die sich nicht zum Opfer machen lassen. »Das Leben ist ungerecht. Ziemlich fies, ich weiß.« Als Sera das sagt, weiß sie noch nicht, wie fies das Leben sein kann. Auch sprachlich ist dieser Roman ein Vergnügen, weil die Hauptfiguren die Geschichte im Wechsel erzählen, in ihrem jeweils eigenen Sound: Die wortkarge Sera spricht in knappen, schlagwortartig verdichteten Sätzen, während Niko seine Gedanken wortgewaltig ausbreitet und weiterspinnt. – Auf der Buchmesse Leipzig hat Stefanie Höfler jetzt den »LUCHS Kinder- und Jugendbuchpreis« erhalten.