Film
Wenn Heuchelei Vertrauen zerstört
Kino. Rahim Soltani hat zwei Tage Hafturlaub. Er will sie nutzen, um mit seinem Gläubiger und Schwager über die Rückzahlung seiner Schulden zu verhandeln und seine Gefängnisstrafe zu verkürzen. Mit 17 gefundenen Goldmünzen möchte er sich die Rückkehr ins bürgerliche Leben erkaufen, Arbeit finden, seine heimliche Freundin heiraten und sich um seinen Sohn kümmern. Dann aber entscheidet er sich, den Besitzer der Münzen zu finden, um sie zurückzugeben. Seine Bemühungen bleiben nicht unbemerkt, und plötzlich wird der bescheidene Mann als Held gehandelt. Gefängnisdirektor, Presse, Wohltätigkeitsvereine setzen sich für ihn ein. Doch keine gute Tat bleibt ungesühnt. Bald werden Gerüchte laut, Soltani sei ein Betrüger. Wo ist die wahre Besitzerin der Münzen, die seine Geschichte beglaubigen könnte? Soltani und die Menschen, die ihn lieben und hassen, setzen unfreiwillig eine fatale Dynamik in Gang. In diesem psychologisch tiefenscharfen Moraldrama hat jeder gute Gründe für seine Manöver, und sei es nur die Ehre zu bewahren, die in repressiven iranischen Verhältnissen gleichbedeutend mit dem »guten Ruf« ist, jedoch ehrenhaftes Verhalten verhindert. So wird mit Streiflichtern auf den Alltag (gedreht in der iranischen Großstadt Schiras) das Sittenbild einer Gesellschaft skizziert, in der Notlügen und Heuchelei Vertrauen zerstören. Ein mitreißendes und intelligentes Drama, das in seinem unbarmherzigen Fokus auf die Grauzonen menschlichen Verhaltens lange nachwirkt.
123 Min. Ab 12 J.