Leserbrief
Helfen aus Scham
Zu: »›Dann kommt mal rein‹« (17/2023, Seite 24-27)
Vielen Dank für den Artikel über Kirchenasyl! Auch in unseren beiden Gemeinden (katholisch und evangelisch) haben wir nur positive Erfahrungen mit den Geflüchteten gemacht, und die Bescheide des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gingen für die Geflüchteten gut aus. Es waren alles integrationswillige freundliche Menschen. Menschen, die schnell arbeiten wollten, Deutsch lernten und die wir doch dringend brauchen. Ich kann nicht verstehen, dass man in Europa eine Dublin-III-Verordnung schafft, ohne klare Regelungen in den aufnahmepflichtigen Ländern zu garantieren für die Bedingungen, unter denen Flüchtlinge leben. Das Wichtigste wäre ein gutes Kontrollsystem dafür einzurichten und die Bereitstellung von Flüchtlingsanwältinnen, die den Flüchtlingen und Helfern unbedingt bekannt gemacht werden müssen. Dafür muss eine Kammer beim Europäischen Gerichtshof eingerichtet werden. Christine Wengert, Konstanz
Da tut sich das Land schwer, mit dem Ansturm von Flüchtlingen fertig zu werden. Man ist verärgert über diese »Tsunamiwelle«, die uns naturkräfteartig zu überrollen scheint. Doch ist dem so? Vergessen wird geflissentlich, welchen Anteil der nördliche Westen samt dem transatlantischen Partner in neuester Zeit an dem Ausbruch dieser Migration hat. Hat der Westen nicht in kolonialer und postkolonialer Zeit in den Ländern der heutigen Migranten, in Nord- und Zentralafrika, dem Nahen Osten bis hin nach Afghanistan, unverschämt deren Bodenschätze ausgeraubt? Bis in die jüngste Gegenwart wurden sogar die gesellschaftlichen Strukturen in diesen Ländern zerschlagen. Krassestes Beispiel aus jüngerer Zeit ist der Irak, dessen staatspolitische Strukturen mittels eines auf Lügen aufgebauten (Massenvernichtungswaffen!) Krieges völlig zerstört wurden. Nun befinden sich die Völker dieser Länder in einer Situation ohne Arbeit, Unterkunft und gesicherte Lebensverhältnisse und fliehen davor in die Länder der Verursacher ihrer Misere. Diesen Menschen müssen wir aus Scham und Unrecht heraus helfen. Gerhard Loettel, Bad Kreuznach
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