Klimaprotest
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Es ist 7.58 Uhr an diesem sonnigen, aber kalten Montagmorgen im Oktober. Ronja Jacob, eine hochgewachsene 16-Jährige mit kurzgeschnittenen Haaren, die die zehnte Klasse eines Gymnasiums in Oldenburg besucht, sollte eigentlich in der Schule sitzen, in zwei Minuten beginnt der Unterricht. Ihre Lieblingsfächer sind Geschichte und Politik. In ihrer Freizeit singt sie im Jugendchor ihrer Gemeinde, sie mag Pferde, hatte früher ein Pflegepony. Vor Kurzem hat sie Stricken gelernt und sitzt an ihrem ersten selbstgestrickten Paar Socken.
Gerade aber strickt sie keine Socken. Ronja Jacob geht über eine Kreuzung an der A 114, einem Autobahnzubringer am Berliner Stadtrand. Ihre langen Beine stecken in schwarzen Doc Martens-Stiefeln und einer Hose aus gefilzter Wolle. Ihre Mutter Eika Jacob hat sie ihr genäht
Max Lang 02.12.2022:
Ich erwarte von unseren Politikern, dass sie sich den Themen von Letzte Generation inhaltlich stellen. Stattdessen rufen einige nach härteren Strafen für deren Aktionen. Das geht an der Sache voll vorbei. Andererseits: Unschuldige Kunst besudeln – da hört es für mich auf. »Die Erde ist wie das Bild ein Unikat und muss bewahrt werden« – indem man das Bild besudelt? Eine krude Logik. Für mich ist das blanker Vandalismus und sollte, ja muss entsprechend geahndet werden.
Ulrich Schlenker 02.12.2022:
Unrecht bleibt Unrecht, auch wenn es von einer sonst unbescholtenen Organistin begangen wird. Und es braucht auch keine Revolution des individuellen oder institutionellen Christseins, auch wenn der abrupte Wandel als friedfertig postuliert wird. Vonnöten ist auch beim Klimaziel ein wirtschaftlicher Einsatz von Ressourcen. Wünschenswert ist das Anerkennen gesellschaftlicher Mehrheitsmeinungen.
Ulrich Herzau 02.12.2022:
Ich habe mich auch dabei erwischt, die Klimakleber angesichts mancher Ereignisse schnell vorzuverurteilen. Bin beim zweiten Nachdenken aber zu dem Schluss gekommen, dass doch das eigentliche Problem die zigtausend Autofahrerinnen und -fahrer sind, die sich tagtäglich dafür entscheiden, in ein völlig überdimensioniertes Fahrzeug zu steigen, um ihren einzelnen Kadaver von A nach B und wieder zurück zu transportieren. Es braucht wohl diesen zivilen Ungehorsam, um der Zivilgesellschaft klarzumachen, welch ein Irrsinn das im Prinzip ist.
Sabine Allmenröder 02.12.2022:
Vielen Dank für das großartige Heft zum zivilen Ungehorsam. Ich bin Referentin für gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Bergstraße und war vom 24. Oktober bis zum 4. November privat als Aktivistin in Berlin bei Letzte Generation dabei. Auch am 31. Oktober, als der Betonmischerunfall passierte, war ich an einer Blockade in der Innenstadt beteiligt, habe also den ganzen Shitstorm in den Medien und die Diskussion um die Mitschuld von Letzte Generation am Tod des Unfallopfers in meiner Rolle als Aktivistin voll mitbekommen. Dass in dieser Situation ein Publik-Forum-Heft herauskommt, das sich so ausführlich mit dieser Form des Protestes auseinandersetzt und wichtige Argumentationshilfen liefert, erfüllt mich mit großer Freude und Hoffnung für meine Kirche.