Umdenken, Ihr Euro-Retter!
von
Bernhard Emunds
vom 13.07.2015

Rentner schwenken eine griechische und eine europäische Fahne mit Eurosymbol vor dem Parlament in Athen: Der Aufruf zur Einheit vor dem Euro-Gipfel vom 11./12. Juli hat auf den ersten Blick genützt. Auf den zweiten wird offenbar, dass sich die Europäer weiter am Buhmann Griechenland abarbeiten. »Das ist keine Lösung«, sagt der Sozialethiker Bernhard Emunds (rechts) (Fotos: pa/Geiss; Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen)
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Kreditverhältnisse sind Machtverhältnisse. Wer verschuldet ist, arbeitet und wirtschaftet teilweise für seine Gläubiger. Je höher sein Schuldendienst ist, umso mehr muss er ihnen zu Diensten sein. An Schärfe gewinnt diese Asymmetrie, wenn der Schuldner in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Dann muss er den Gläubigern seine Pläne offen legen, wie er sich das Geld für den Schuldendienst beschaffen will. Die Gläubiger sitzen ihm dann nicht nur im Nacken; sie können ihm auch in seine Entscheidungen hineinreden.
Kreditverhältnisse sind Machtverhältnisse – und wenn sie sich zuspitzen, nehmen sie dem Schuldner die Luft zum Leben. Dann treiben sie ihn in existenzielle Not und extreme Abhä
Bernhard Emunds, geboren 1962, Volkswirt und katholischer Theologe, ist Professor für Christliche Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen. Er leitet das Nell-Breuning-Institut in Frankfurt a. M.

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Karl Kilga 23.07.2015, 21:23 Uhr:
Die Aussage von Dr. Bernhard Edmunds, dass Kreditverhältnisse automatisch auch Machtverhältnisse sind, bleibt auch dann wahr, wenn, wie er fordert, der Euro wirtschaftspolitisch koordiniert und zu einer Fiskalunion weiterentwickelt wird. Als entscheidenden Fehler von € und $ und allen anderen Währungen hat Helmut Creutz erkannt, dass das Geld von seiner Rolle als neutrales Tauschmittel abgewichen und zu einem Mittel privater Geldakkumulation degeneriert ist, mit letztlich zerstörerischen Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und das Ökosystem, wie Dr. H.J. Harborth feststellt. Es bleibt zu befürchten, dass der Euro und die EU diese Folgen nicht überleben, wenn sie die Fehlstrukturen des Geldes nicht baldigst und nachhaltig reformiert.
Karl Meyerhans 17.07.2015, 21:57 Uhr:
Die EU hat von Anfang an einen irreparablen Geburtsfehler: Versäumnis einer europäischen Verfassung für diese westeuropäische Staatengemeinschaft auszuarbeiten, die in Wirtschaft, Wissenschaft, Technik gegenseitig förderliche Ziele verfolgten. Mit der Osterweiterung und dem Beitritt osteuroäischer Staaten zeigten sich die Gegensätze und Schwierigkeiten (Nationale Egoismen) die zu einer mehrfach geänderten Verfassung führten. Man stellle sich die Gründung der Bundesrepublik Deutschland ohne das Grundgesetz vor!In Deutschland hatten vor Einführung des Euro sachkundige Wirtschaftprofessoren vor den inzwischen eingetretenen Problemen gewarnt. Ihre Argumente wurden von der Politik vom Tisch gefegt. Ein Rettungspaket für Griechenland folgt dem anderen, wobei Deutschland, wie in manch anderen Bereichen, die größte Last trägt.
Heinz Pütter 15.07.2015:
Kein Wachstum, dafür gigantische Schulden. Keine soziale Ordnung, stattdessen Zynismus und Rette-sich-wer-kann. Der Soziologe Wolfgang Streeck glaubt, dass die kapitalistische Gesellschaft vor dem Ende steht.
Was kommt eigentlich nach dem von Ihnen vorausgesagten Verfall der kapitalistischen Gesellschaft? Das große Chaos? Ich mache keine Vorhersagen. Ich weise nur auf die rapide zunehmenden gesellschaftlichen Brüche hin und wünsche mir, dass wir beim Nachdenken über die Zukunft die Möglichkeit eines langsamen Zerfalls der kapitalistischen Ordnung – einer Reduzierung des gesellschaftlichen Lebens auf die Gesetze des Marktes – nicht ignorieren. Eine Gesellschaft ohne Sicherheit und Solidarität, von Zynismus zerfressen und ständig von platzenden Blasen bedroht, in der sich rettet wer kann, zusammengehalten durch grenzenlose Konsumlust am Rande der ökologischen Möglichkeiten – das kann nicht gutgehen.
Martin Köchli 14.07.2015, 17:15 Uhr:
Bei Hilfeleistungen gilt meines Erachtens immer die "doppelte" Unterstützung. Man muss dem Hilfsbedürftigen auf die Beine helfen, ihm aber auch Beine machen! D. h. ihn auf seine Möglichkeiten und seine Fähigkeiten im guten Sinn aufmerksam machen und dadurch nicht zuletzt an ihn glauben, sein Selbstbewusstsein und seine Identität stärken und ihn dadurch vor dem Fall in die Resignation und Abhängigkeitshaltung bewahren. Ob es sich um ein Individuum oder um ein ganzes Volk handelt ist da schon fast Nebensache. Den Griechen ist auf jeden Fall viel Mut und den übrigen Europäern viel Demut (Dienmut) zu wünschen!
Martin Köchli