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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 1/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Literatur
Ist das jetzt schon rassistisch, oder was?

In ihrem Roman »Weiße Tränen« geht Kathrin Schrocke den Mustern des alltäglichen Rassismus nach, ohne zu belehren.
von Birgit-Sara Fabianek vom 09.01.2024
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(Foto: photocase/clu)
(Foto: photocase/clu)

Roman. Lenni geht aufs Kant-Gymnasium, das unter dem Motto »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« steht. Die Gedanken des 16-Jährigen kreisen nach den Ferien um eine Urlaubsbekanntschaft, der er nicht so nah gekommen ist wie erhofft. Doch seine selbstbezogene »Ikea-Bällebad-Welt«, wie sein bester Freund Serkan sie nennt, bekommt Risse, als dieser den einzigen Schwarzen Mitschüler Benjamin in die Theater-AG mitbringt. Denn Benni lässt sich den angeblich nur gut gemeinten alltäglichen Rassismus nicht gefallen, den er an der Schule erlebt, etwa, dass er »bestimmt supergut tanzen« könne. Als der Leiter der Theater-AG die Rolle des »King Kong« Serkan geben will, dessen Vorfahren aus der Türkei kommen, flippt Benni aus. »Das ist nicht Ihr Ernst!«, empört er sich. »Sie geben dem einzigen Schüler der AG, der nicht weiß ist, die Rolle des Affen?« Lenni registriert, dass das Wort »rassistisch« wirkt, »als wäre es Voldemort oder so«. Ein Adjektiv, das niemand aussprechen darf und gegen das sich auch sein Lieblingslehrer verwahrt: »Was bringt es, überall nach Rassismus zu suchen? DAS beschwört Rassismus doch überhaupt erst herauf.«

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 01/2024 vom 12.01.2024, Seite 54
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Kathrin Schrocke hat keine »Rassisten-gegen-Ausländer«-Geschichte geschrieben, sondern sich den Mustern des alltäglichen Rassismus zugewandt und daraus eine spannende Entwicklungsgeschichte aus Sicht von Lenni gemacht, der sich bisher unbeteiligt fühlte. Sie lässt Lenni durchaus mit Humor in Situationen mit Wiedererkennungswert stolpern und Lesende an seinem Erkenntnisweg teilhaben. Der Roman kommt ohne Belehrungen aus, weil Schrocke zeigt, was passiert, und die Reaktionen für sich sprechen lässt. Ein Buch, dem viele Leserinnen und Leser jeden Alters zu wünschen sind.

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