Leserbrief
Auf beide Seiten achten
Zu: »Die falsche Sicherheit« (24/2023, Seite 20-23)
Sie schreiben vom »imperialistisch motivierten Überfall Russlands auf die Ukraine«. Das liest und hört man so oder ähnlich nahezu überall in Europa. Schade, dass das so stereotyp auch in Publik-Forum steht. Stimmt das wirklich so? Imperialistisch sind seit dem Ende des Kalten Krieges eher die Nato unter Führung der USA. Deren massive Ausweitung des wirtschaftlichen und politischen Einflussbereiches in Europa nach Osten und auch im Indopazifik ist nicht zu übersehen. Schreiben Sie das nur, um nicht gegen die massive Aufrüstung Deutschlands argumentieren zu müssen? Von Publik-Forum erwarte ich mehr Mut zur eigenen und unabhängigen Meinung. Gottfried Thoma, Remshalden
Ja, es stimmt: »Wenn ein Staat gewalttätig seine Machtansprüche und Gesellschaftsvorstellungen aufs Nachbarland und darüber hinaus ausweiten will, liegt die Entspannungspolitik in Scherben.« Aber wer ist denn heute das größte Imperium, das mit genau diesen Methoden für sich fordert, die einzige Vorherrschaft in der Welt zu haben und Konkurrenten militärisch in Schach zu halten, mit dem Urfeind Kommunismus »der die Reichen beraubt«? Warum sind alle Vermittlungsbemühungen im März 2022, den Ukrainekrieg schnell zu beenden, gescheitert? Der Nato-Beitritt der Ukraine wäre für Russland existenzgefährdend, deshalb wird er so vehement vom Westen gefordert und ist Putins rote Linie. In beiden aktuellen Kriegen gibt es je ein streng bewachtes Tabu, das eine Lösung unmöglich macht. Das Neue Testament dagegen weist immer wieder darauf hin, dass beide Seiten beachtet werden müssen: Das Maß, mit dem ihr messt, mit dem werdet ihr gemessen werden. Erika Leube, Heilbronn