Leserbrief
Verantwortung zuweisen
Zu: »Corona ehrlich aufarbeiten« (1/2023, Seite 11)
Herr Wißmann plädiert für eine Aufarbeitung der Corona-Politik. Vieles thematisiert er in seiner Aufzählung. Nur eines nicht: die Impfung. Ist sie auch für ihn die heilige Kuh, die profane Hostie, unberührbar, unsagbar, bewusst oder unbewusst? »Es darf nicht darum gehen, … gar einzelne Politiker … zu bestrafen …« Man kann es nennen, wie man will: Verantwortung sollte übernommen werden. Wie von jedem Bankräuber. Auch der wird sagen wollen: »Ich blicke nach vorn!« (Lauterbach). Die »absolute Notlage« bestand vielleicht ganz am Anfang. Aber über die Impf-(Nicht-)Wirkung wusste man aufgrund bekannter Schleimhautimmunologie (Influenza) von allem Anfang an sehr wohl Bescheid. Wenn man wollte und Angst oder Dollars den Blick nicht trübten. »Die Aufarbeitung sollte zukunftsorientiert sein, sollte Vertrauen wiederherstellen.« Wie sollte das ohne Bilanzziehung nach hinten, ohne Verantwortungszuweisung gelingen? Werden die Ausgegrenzten, Traumatisierten, Geschädigten selbst schon wieder überhört? Dürfen sie gerade den Rückblick als Aufarbeitungsinhalt mitbestimmen? Die Gefahr, die ich sehe: Ein »banales Ende«, Aufarbeitungsgetue als Alibi. Alexander Ulbrich, Stuttgart
Ein guter Einstieg zur Aufarbeitung und Wiederherstellung von Vertrauen wäre eine redaktionelle Entschuldigung an die Ungeimpften wegen der Stigmatisierungen und ungerechtfertigten Schuldzuweisungen in Ihrer Zeitschrift. Klaus Jung, Baiersbronn