Prophetische Worte im Armenhaus Afrikas
Harsche Ermahnungen an die herrschenden Eliten, tröstender Zuspruch für die Trauernden und Bedrängten, flammende Appelle an den Idealismus der Jugendlichen und eine eindrückliche Bitte an die Weltgemeinschaft: »Erstickt Afrika nicht«. Papst Franziskus fand auf seiner knapp einwöchigen Reise durch die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan für alle Zielgruppen die richtigen Worte. Millionen Gläubige, die zum Teil mehrere Tage zu Fuß unterwegs waren, um an den Gottesdiensten teilnehmen zu können, bereiteten ihm einen frenetischen Empfang.
Beim größten Gottesdienst auf dem Flugplatz von Kinshasa kritisierte er in Anwesenheit des kongolesischen Präsidenten Félix Tshisekedi, der sich eine zweite Amtszeit sichern will, die Korruption der Eliten und ermahnte ihn, im kommenden Dezember »freie, transparente und glaubwürdige Wahlen« abhalten zu lassen. Zugleich geißelte er einen neuen Kolonialismus, der das rohstoffreiche Afrika ausbeuten wolle. »Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet werden soll, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.«
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In beiden Ländern nahm sich der Papst viel Zeit, um sich mit Flüchtlingen und den Opfern von Gewalt zu treffen. Deren erschütternde Berichte vermittelten tiefe Einblicke in den grausamen Alltag einer gespaltenen, durch Bürgerkrieg und Ausbeutung zermürbten und verrohten Gesellschaft. Kinder schilderten, wie sie in Minen Sklavenarbeit zu verrichten haben, Frauen berichteten von Vergewaltigungen und Verstümmelungen, Binnenflüchtlinge von elenden Zuständen in Lagern. Unsicherheit, Gewalt und Krieg würden nicht nur von außen, sondern auch von innerkongolesischen Kräften geschürt. Dies erfülle ihn mit Empörung, sagte der Papst in Kinshasa und wandte sich an alle Menschen, die den Krieg schüren oder von ihm profitieren: »Ihr bereichert euch durch die illegale Ausbeutung der Güter dieses Landes und die blutige Opferung unschuldiger Menschen. Hört auf den Schrei ihres Blutes, achtet auf die Stimme Gottes, der euch zu Umkehr aufruft, und auf die eures Gewissens: Bringt die Waffen zum Schweigen, bereitet dem Krieg ein Ende. Es reicht!«
Dadurch, dass der Papst die Reise in den Südsudan gemeinsam mit dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Justin Welby, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, unternahm, setzte er einen starken ökumenischen Akzent: Die drei größten christlichen Konfessionen der Region sollen nicht gegeneinander stehen oder sich ethnisch instrumentalisieren lassen, sondern miteinander für die Friedensbotschaft Christi einstehen und sich für Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen.