Leserbrief
Wir brauchen Vorbilder
Zu: »›Ein Symbol für die Welt schaffen‹« über Albert Schweitzer, (1/2025, Seite 34-36)
Den Artikel über Albert Schweitzer empfinde ich als bodenlos und als ein absolutes Ärgernis! Sowohl die Fragen als auch die Antworten implizieren eine negative Sichtweise auf Person und Werk Schweitzers, die dieser in Anbetracht seines Lebenswerkes nicht verdient hat! Da hat jemand Schweitzer gründlich missverstanden oder fehlinterpretiert. Schweitzer war ein außergewöhnlicher Mensch mit einer Mission, die er mit viel Herzblut und Schweiß vorangetrieben hat. Neben seiner medizinischen Ausbildung hat er als studierter Theologe und Ethiker die Welt ein gutes Stück weiter vorangebracht! Es ist unglaublich zu behaupten, dass er »keine langfristigen Spuren hinterlassen hat«. Wie viele Menschen leben heute vegetarisch und vegan und engagieren sich für Tierschutz sowie eine ökologische Landwirtschaft?! Wie viele Menschen sind pazifistisch und setzen sich für Frieden ein?! Hier war Albert Schweitzer ein Vorreiter und einer, der dieses Denken maßgeblich initiiert hat! Diese Art von »Abrechnung« mit Schweitzer ist absolut unangemessen! Christiane Wilke, Frankfurt am Main
Die stereotype Kolonialismus-Kritik wird Schweitzer nicht gerecht. Zudem wird in dem Interview mit Hubert Steinke das eigentliche Anliegen des großen Humanisten komplett unterbelichtet. Dabei müsste uns heute Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben angesichts der fortlaufenden ungehemmten Naturzerstörungen und der inhumanen Praktiken im Umgang mit Menschen auf der Flucht vor Krieg und Armut auf den Fingern brennen. Statt die nur in einem historischen Kontext verstehbaren »dunklen Seiten« des Urwaldarztes zum Jubiläumsjahr auszubreiten, wäre die Betonung der Aktualität der Ehrfurchtsethik Albert Schweitzers sinnvoll gewesen – gerade, weil er nicht mehr in aller Munde ist. Paul Mertens, Berlin
Publik-Forum EDITION
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Dass Sie Albert Schweitzer mit dem heutigen Maßstab messen, irritiert mich. Natürlich war er Kind seiner Zeit. Und dabei doch vielen so weit voraus! Es wird der Eindruck erweckt, als könnten wir diesen Mann nun so gar nicht mehr würdigen: ein weißer Mann, der ein hierarchisch geführtes Krankenhaus leitet und dabei nicht einmal die indigene Sprache erlernt!? Nicht in Abrede zu stellen ist aber doch, dass jemand seine bürgerliche Existenz hinter sich lässt, aus der Motivation heraus, Nächstenliebe und Achtung vor der Schöpfung zu leben. So liest er das Neue Testament, so legt er es aus! Wer ist heute dazu bereit? Das hätte meines Erachten neben aller Kritik deutlicher hervorgehoben werden sollen! Wir und unsere Kinder brauchen schließlich Vorbilder, auch wenn sie keine Heiligen sind. Also: Albert Schweitzer sollte nicht ganz vom Sockel gehoben werden!
Bettina Sänger, Ammersbek