Ein Politiker, wahrhaftig zum Fürchten
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Kino. Es ist ungewöhnlich, dass einem Politiker noch zu Lebzeiten ein Film gewidmet wird. Doch Richard Bruce »Dick« Cheney ist ein Strippenzieher von besonders skrupellosem Format. Er stand, beginnend mit Nixon, im Dienste von vier republikanischen Präsidenten. Als Verteidigungsminister unter George Bush und als Vizepräsident unter dessen Sohn war er maßgeblich an unheilvollen Entscheidungen beteiligt, deren Folgen die Welt bis heute erschüttern: Irakkrieg, Afghanistan-Krieg, Guantanamo. Die Aufgabe, dieser grauen Eminenz der US-Politik und der Dimension ihres Wirkens auf die Schliche zu kommen, wird in diesem Porträt mit so viel schwarzem Humor und überraschenden Einfällen erfüllt, dass man zwischendurch applaudieren möchte – wie auf der diesjährigen Berlinale, wo »Vice« außer Konkurrenz lief. So wendet sich etwa ein Normalbürger, dessen Funktion erst später offenbar wird, direkt an den Zuschauer, das Ehepaar Cheney deklamiert Shakespeare, und mittendrin läuft plötzlich ein Abspann für ein scheinbares Happy End. Der Film ist zugleich surreal angehauchte Politsatire und komplexer Abriss der jüngsten US-Geschichte. Christian Bale, zum Koloss gemästet, verkörpert Cheney mal als lauernden Machtmenschen, mal als hingebungsvollen Familienvater, der wegen seiner lesbischen Tochter auf die Präsidentschaftskandidatur verzichtet. Letztendlich bleibt dieser Politiker, den man wohl als furchtbar bezeichnen darf, ein Rätsel.