Leserbrief
Mit Scham dabeibleiben
Zu: »Benedikts Wahrheiten« (2/22, Seite 32-35)
Dass Missbrauchstäter von der übergeordneten Behörde in der Hoffnung auf Besserung einfach versetzt wurden, war gängige Praxis auch der Schulämter. Dort wird meines Wissens bis jetzt noch nicht nach Tätern und Vertuschern geforscht. Und wenn Papst Franziskus jetzt den Vertuschern den Rückzug ins Private verweigert, sehe ich das so, dass er die öffentlich Beschuldigten zur Buße verurteilt, dass sie ihren Dienst unter der Last der Schuld im harten Licht der Öffentlichkeit weiterhin verrichten sollen. Leider wurde die Nichtannahme der Rücktritte nicht in diesem Sinn kommuniziert. Karl-Heinz Haid, Isny
Die katholische Kirche in Deutschland verliert derzeit an Ansehen und Glaubwürdigkeit. Reformierung scheint nötig. Viele Änderungen sind nicht ohne Berücksichtigung der Gesamtkirche, also ohne Rom möglich; manches kann aber von deutschen Kirchenvertretern getan werden. Zunächst wäre eine Auszeit nötig, also ein Rückzug aus der Öffentlichkeit. Unterbleiben sollte jede Art von öffentlicher Stellungnahme zu ethischen oder moralischen Fragen, wie sie bisher gern abgegeben wurde; sie wird mehr und mehr belächelt: Ausgerechnet die Institution, die sich an der Spitze Lügner und Vertuscher leistet, gibt gute Ratschläge für mein Wohlverhalten? Morgenandachten im Radio, Messen im Fernsehen wirken derzeit kontraproduktiv: Kein(e) zum Gehen Bereite(r) wird dadurch aufgehalten, eher zur Eile ermuntert. Ein Rückzug von Kirchenvertretern aus Rundfunkräten und dem Ethikrat wäre ebenfalls anzuraten. Sollte nicht auch der Verfassungsschutz mit dem Beobachten des Handelns dieser Strukturen beginnen, das doch sehr an Bandentätigkeit erinnert? Die Existenz eines Staates im Staat mit demokratiefernem Verhalten wird immer deutlicher. Georg Fritzen, Düren
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Da gehöre ich also zu einem verwirrten Kirchenvolk, fassungslos über die Enthüllungen, das glaubt, sich rechtfertigen zu müssen, vor Nachbarn, Freunden und Gleichgesinnten, das ernsthaft nach Gründen sucht, nicht aus der Kirche austreten zu müssen und weiter mit seinen Brüdern und Schwestern im Glauben Gottesdienste in der Kirche feiern und seinen Glauben offen und in Gemeinschaft leben zu dürfen. Dürfen wir uns vor Augen halten, dass es auch noch die andere Seite der Kirche gibt? Und sie ist die größere, die Liebe und Güte kennt, Nächstenliebe und Empathie und die vor Ort und weltweit Gutes tut. Ich frage mich, ob ich nicht doch weiterhin in dieser Kirche leben und Heimat finden darf, weil viele darin es gut machen wollen. Rosemarie Kolb, Mannheim