Leserbrief
Die Krone absetzen
Zu: »Bruder Fluss, Schwester Kuh« (2/2025, Seite 12-16)
Gott hat nach dem Text der Genesis dem Menschen die Erde zur Beherrschung überlassen. Sich etwas untertan machen heißt ja nichts anderes, als die Rolle eines autokratisch herrschenden Königs einzunehmen. Als die Natur für den Menschen noch zahlreiche Bedrohungen in der täglichen Begegnung beinhaltete, ist der Aspekt als Beschreibung der Aufgabenstellung für das Überleben nachvollziehbar. Fakt ist, dass die Natur beide Aspekte – den gegenseitigen Überlebenskampf und die Symbiose – verkörpert und beide sind untrennbar ineinander verwoben. Der Kampf hat in der Wahrnehmung und emotionalen Belastung die Dominanz – wie ich bei dem Gedanken, es könnte mir ein Wolfsrudel beim Abendspaziergang im Wald begegnen, deutlich spüre. Die Symbiose mit meinen Darmbakterien, ohne die ich nicht leben könnte, nehme ich nicht einmal wahr, obwohl es ein riesiges Wunder der Natur, Gottes Schöpfung, ist. Insgesamt dominieren die »Win-win«-Symbiosen massiv: Gottes Atem. Tilmann Wolf, Scheidegg
Ich kann diesem theologischen Geschwurbel nicht mehr folgen. Wie will Julia Enxing beweisen, dass Gott in der Schöpfung präsent ist und zugleich über sie hinausgeht? Und dass Gott größer als die Welt ist? Schwierig ist es, das Verhältnis einer schwangeren Frau zu ihrem Kind mit Gott und Welt zu vergleichen. Mutter und Kind kann ich sehen und irgendwann auch anfassen. Was ist mit diesem Gott, dem es schlecht geht, wenn es der Welt schlecht geht? Warum hat er das zugelassen, da ja kein Spatz vom Himmel fällt, ohne dass er es will. Enxing schwurbelt auch: Gott ist das höchste Wesen. Es gibt keinen anderen Gott neben Gott. Welchen Gott meint sie? Doch sicher nur den, den sie im Kopf hat. Eckhard Behrendt, Neuenhagen
So, wie ich das mit der »Krone der Schöpfung« verstehe, handelt es sich genau darum: schauen, dass alle zu ihrem Recht kommen, dass es allen gut geht. Leider wurde die theologische und kirchliche Verkündigung von der patriarchalen Sicht fast restlos vereinnahmt. Könige, Oberhäupter und andere in der Männerwelt haben die Sicht: »Ich herrsche, und alle andern haben zu spuren.« Was nottut, immer noch und immer wieder, ist die Lösung von patriarchalen Sichtweisen und Strukturen, die unsere Erde weitgehend zerstört haben. Wir alle brauchen dringend feministische Theologie – im Denken und in angewandter Form. Dies alles gibt es bereits, die derzeit Mächtigen haben bloß kein Interesse daran. Dagmar Ruhm, A-St. Pölten
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
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Hallo, ich bin begeistert und tief berührt über diesen Artikel und diese neue Seite einiger Theologinnen und intelligenter feinfühliger Menschen. Der Mensch ist eben nicht die Krone der Schöpfung, sondern Nummer eins in der Futterkette und genauso ein Teil der Natur und dieses wundervollen Kosmos wie eine Schnecke, eine Maus, eine Ameise, ein Schwein oder eine Kuh. Ganz meine Meinung, und nur mit mehr Achtung und Liebe und Respekt vor dieser Natur und Mutter Erde wird eine Wende, auch mit dem Klima, möglich sein. Alles andere ist destruktiv und widernatürlich, auch die industrielle Fleischproduktion. Es sind Lebewesen, die gezüchtet werden, um sie zu töten! Silvia Christine Klein, Hamburg
