Leserbrief
Zu ausgewogen
Zu: »Kann man den Medien noch trauen?« (2/2025, Seite 18-21)
Ist es das, was ich an kritischer Reflexion über deutschen Qualitätsjournalismus erwartet habe? Die Antwort ist deutlich: Nein, das ist es nicht. Abwägend, beruhigend, warnend und skeptisch, am Ende die Balance suchend. Das kann man alles schreiben und es mag aus professoraler Sicht üblich sein, aber wo ist die Analyse, warum »mehr als 30 Prozent sagen, in meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr«. Wie viel urban-intellektuelle Blase bildet das Bias für Themenauswahl und journalistische Perspektive? Wenn der Autor schon statistisch belegen kann, wie weit sich »Qualitätsmedien« von »den Menschen« (die ihnen doch möglichst vertrauen sollen!) entfernt haben, warum bleibt er da stehen? Ich hätte mir aus der hochschulischen Distanz mehr differenzierte, kritischere Analyse gewünscht, die viele Medien trotz mancher Versprechen nicht gut aus sich heraus schaffen. Und vielleicht entstünden dann auch konkrete Ideen, wie die Kluft zwischen Medien und Publikum tatsächlich wieder kleiner werden könnte. Lutz Faulhaber, Gottsdorf