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Nähe und Anschauung: So war es bei denen ...

von Martin A. Steffe vom 07.03.2003
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Martin Goldsmith
Die unauslöschliche Symphonie
Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches - eine deutsch-jüdische Geschichte. Herder. 380 Seiten. 25 EUR

An amerikanischen Filmen jeden Genres lässt sich immer wieder beobachten: Sie benötigen ein absolutes Böses, damit die Goodies mit hellem Hut desto besser vorführen können, wie toll sie sind. Selbst gut gemeinte Filme wie Kevin Costners »Der mit dem Wolf tanzt« kommen nicht ohne eine undefinierte Feindschaft zwischen zwei Indianerstämmen aus. Derzeit hat Hollywood Geheimcodes und den U-Bootkrieg für sich entdeckt. Martin Goldsmiths Generationengeschichte fällt mit keiner Seite in diese Schwarzweißmalerei. Greifen Sie also ruhig zu, falls Sie wegen Zweifeln an der Schreibperspektive gezögert haben. Der Journalist Goldsmith lässt den Leser an seiner eigenen Familienrecherche teilnehmen und nimmt ihn bis zu seinen persönlichen Begegnungen vor Ort im Oldenburger Raum mit. Dabei erzählt er in einer im besten Sinne einfachen, klaren Weise, die diesem allmählich dichter werdenden Faktenbild entspricht. Was das Buch leistet, ist also keine neue Analyse der unseligen deutschen Geschichte, sondern ein weiterer Beitrag, der das ganze Bild abrundet. Die Leser erleben aus nächster Nähe anschaulich mit, wie es einer Familie im Rahmen der prinzipiell bekannten Tatsachen ging. »Ach, so war es bei denen«, möchte man dann abschließend sagen. Auch das Musik-Erleben wird nicht systematisiert, sondern erzählt. Hier wird der Faden eines Themenbereiches wieder aufgegriffen, den der Film über die Comedian Harmonists zu spinnen begonnen hatte. So wie Martin Goldsmith die Geschichte seiner Familie aufbereitet, so sollten noch viel mehr Familien in Deutschland es unternehmen. Diese Facetten brauchen wir.

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