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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2010
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Der letzte Brief

Weg von Scham und Rache

Im Umgang mit Schuld blicken die Kirchen vor allem auf die Täter. Doch es braucht ein Ritual zur Aufrichtung der Opfer
von Jürgen Moltmann vom 12.03.2010
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Bis heute wissen wir in den Kirchen, wie wir mit den Tätern umgehen, aber vor den Millionen unschuldiger Opfer sind wir sprachlos. Die lutherische Rechtfertigungslehre ist wie die tridentinische aus dem Bußsakrament hervorgegangen. Darum wird in beiden die Macht des Bösen – »Sünde« genannt – auf menschliche Schuld reduziert: Schuld muss gebüßt und vergeben werden. Es geht in diesen Rechtfertigungslehren nur um die Täter der Sünde, nicht um die Opfer. Das römische Bußsakrament und die reformatorischen Rechtfertigungslehren sind wie das römische Recht einseitig täterorientiert und opfervergessen.

Schon die Sündenlehre des Apostels Paulus ist einseitig täterorientiert. So formuliert er im Brief an die Römer: »Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.

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