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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2012
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Der letzte Brief

Envers Tochter

Semiya Simsek war 14, als ihr Vater von Neonazis ermordet wurde. Jetzt floh sie in die Türkei
von Eva-Maria Lerch vom 04.05.2012
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»Hörst du das, die Glöckchen? Das sind die Schäfchen, die jetzt aus den Bergen runter ins Tal kommen. Das tun sie immer in der Nacht.« Semiya Simsek erinnert sich an eine Sommernacht in der Türkei, als sie mit ihrem Vater im Garten saß und Kirschen aß. »Mein Vater erzählte gern von sich und seinen Träumen. Ich liebte es, ihm zuzuhören. Und so lauschten wir zusammen dem Klang der Glöckchen.«

Ein Jahr später ist der Vater tot. Der 38-jährige Enver Simsek wurde am 9. September 2000 in Nürnberg erschossen. Der türkische Blumenhändler war das erste von zehn Mordopfern, die von Neonazis hingerichtet wurden. Da war Semiya gerade 14.

»Hörst du das, die Glöckchen?« Semiya Simsek ist inzwischen 25 Jahre alt, eine junge Sozialpädagogin mit langen dichten Haaren, feinen Ohr

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