Schwarz, schwul, schweigsam
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Kino. In der Schule wird der neunjährige Chiron von Schlägern gepeinigt und zu Hause von seiner cracksüchtigen Mutter. Als ihn die Kids »Schwuchtel« rufen, weiß Chiron noch gar nicht, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Der einzige Erwachsene, der ihm beisteht, ist Juan. Juan und seine liebevolle Freundin bieten ihm eine Zeit lang eine Ersatzheimat. Doch dieser starke, tröstende Mann ist auch der Dealer von Chirons Mutter. Alle Menschen, denen Chiron vertraut, scheinen ihn zu verraten. »Moonlight«, kürzlich in einer verunglückten Oscarzeremonie als »bester Film« ausgezeichnet, ist ein Meisterwerk, das in keine Schublade passt. Oberflächlich ein Sozialdrama, erweist sich diese Chronik des Erwachsenwerdens eines armen, schwarzen und schwulen Jungen in Miami als komplexe Charakterstudie, in der Klischees auf poetische Weise gebrochen werden. In drei Kapiteln entfalten sich Kindheit, Jugend und die frühen Zwanziger von Chiron, der schließlich kein Opfer mehr sein will und sich in Black umbenennt. So wird der anfangs mit hängendem Kopf durch eine feindliche Welt trottende Außenseiter durch die Machokultur seines Milieus zurechtgestutzt. Doch wenn am Ende bei einer unverhofften Wiederbegegnung seine verdrängte Identität durchbricht, wenn wie im Märchen vom Eisernen Heinrich die Ketten um sein Herz zerspringen, ist dies auch für Zuschauer ein herzzerreißender Moment.