Soundtrack zum Älterwerden
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Alternative Rock. Als sie vor drei Jahrzehnten begannen, Platten aufzunehmen, nahmen die drei Jungs aus Boston den Grunge vorweg: ungestüme Gitarren und sehr viel Energie. Doch statt der konstitutiven Wut des Grunge herrschte in den Songs von »Buffalo Tom« eher Melancholie vor. Schon damals erzählten sie vom in Kleinigkeiten misslingenden Großen und Ganzen. Später schufen sie mit »Let Me Come Over« ein Album, das melodieverliebt und über weite Strecken einfach tieftraurig war. Es machte das Trio zu Lieblingen der Indie-Szene. Freilich wurden sie davon weder reich noch wirklich berühmt, also widmeten sie sich irgendwann Familiengründung und Geldverdienen. Trotzdem nahmen sie weiter zusammen Musik auf, wenn auch schon mal etliche Jahre zwischen den Veröffentlichungen lagen, zuletzt waren es sieben. In solchen Zeiträumen werden aus Kindern Leute – und so kann auf dem neuen Album die Tochter von Gitarrist und Sänger Bill Janovitz mitsingen. Die Songs, vor allem die Texte, reflektieren genau das – Älterwerden und was es mit sich bringt. Ein Stück wie »Overtime« spielt mit der Doppeldeutigkeit des Wortes, das sowohl »Verlängerung« als auch »Überstunden« bedeutet, und macht das Spannungsfeld auf, in dem sich die Musiker in ihrer jetzigen Lebensphase sehen. Das ist etwas bedrückend, nostalgisch, wiewohl auch augenzwinkernd. Auch die erste Single, »All Be Gone«, handelt davon, mehr Zeit hinter sich als noch vor sich zu haben und die Kinder gehen zu sehen – um aus dieser Erkenntnis aber noch mehr »Carpe diem« abzuleiten. Die nach wie vor auf melodiösen, ineinander verschlungenen akustischen und elektrischen Gitarren basierende Alternative-Rock-Musik hat sich dabei auch weiterentwickelt, ist mit mehr Soul- und sogar Gospel-Anteilen reifer geworden. Musik und Texte verstehen sich dabei mehr denn je auf die perfekte Gratwanderung zwischen Geschichtenerzählen und abstrakter Poesie. Diese Mischung kann schlicht überwältigend sein, egal in welchem Alter.