Von wegen Tierschutz
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Fleisch von Tieren, die rituell durch Kehlenschnitt und ohne Betäubung getötet werden, darf kein Bio-Siegel tragen, urteilte der Europäische Gerichtshof. Damit wolle er das Vertrauen der Verbraucher wahren, dass Bio-Erzeugnisse die höchsten Normen im Tierschutz erfüllten. Ja, es ist schrecklich, wenn Tieren die Kehle durchgeschnitten wird. Aber man darf sich nicht vormachen, dass Tiere, die betäubt werden, sanft entschlafen. Betäubung heißt für Rinder, dass ihnen der Schädel per Bolzenschuss zertrümmert wird. Hühner werden kopfüber durch ein Elektrobad gezogen. Schweine ersticken. Häufig schlägt die Betäubung auch fehl. Und da zeigt man mit dem Finger auf Muslime, als wären sie brutaler? Und was soll überhaupt die zynische Rede von höchsten Tierschutznormen? Das Bio-Siegel hilft Tieren nur wenig, dient aber allzu oft der moralischen Entlastung des Konsumenten und animiert ihn damit, guten Gewissens Fleisch zu essen. Dabei werden die nach Bio-Siegel-Kriterien gemästeten Tiere genauso getötet wie alle anderen. Auch ihrem Tod gehen Angst, Schmerz und Leid voraus. Gerade wurde es noch als Augenwischerei entlarvt, dass Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner eine Schweinebucht von 1,5 Quadratmetern als »Tierwohl« verkaufen will. So zu tun, als böte man Tieren mit solchen Labels ein glückliches Leben, ist zynisch. Wer Fleisch isst, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit Leid verursacht, statt sich den Konsum schönzureden. Trotzdem halten einige Tierschützer Labels für eine gute Strategie, um wenigstens kleine Verbesserungen zu erreichen. Dann wäre es doch umso wichtiger, dass sich auch Muslime darum bemühen können. Wichtiger jedenfalls, als dass man sich moralische Überlegenheit dadurch verschafft, dass man mit dem Finger auf andere zeigt.