Evangelische Kirche sucht Position zum Krieg
»Die ursprüngliche Haltung der Bundesregierung, in ein Krisengebiet keine Waffen zu liefern, halte ich nach wie vor für richtig«, sagte der neue Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, in einem Interview mit dem Portal zeitzeichen.net am Rosenmontag. Im selben Gespräch plädierte er auch dafür, die Sicherheitsinteressen Russlands zu bedenken, die »für Russland in den vergangenen dreißig Jahren nicht zufriedenstellend gelöst worden sind«. Auch sieht er die evangelische Friedensethik nicht vor einer dringenden Revision, wie es auf demselben Portal der Koblenzer Militärdekan Roger Mielke angemahnt hatte. Das Kramer-Interview hat in sozialen Medien für kontroverse Diskussionen gesorgt. Zwei Tage nach dem Interview veröffentlichte die EKD eine gemeinsame Stellungnahme von Kramer und dem Militärbischof Bernhard Felmberg. Darin werden die Akzente anders gesetzt: Die Frage nach Waffenlieferungen wird ausgespart; dafür heißt es, dass man alle unterstütze, »die sich um Verhandlungen zwischen den Parteien bemühen«. Sicherheitsinteressen Russlands tauchen nicht mehr auf, stattdessen wird betont, dass der völkerrechtswidrige Angriff Russlands die gesamte Sicherheitsarchitektur nach dem Ende des Kalten Kriegs infrage stelle. Gefordert wird der Aufbau einer »internationalen Friedensordnung unter der Herrschaft des Rechts«. Von Kramers Position im Interview findet sich fast nur noch die Mahnung, die Menschen in Russland nicht als Feinde anzusehen.