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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 5/2023
Der Inhalt:

Verbotenes Begehren

von Birgit Roschy vom 10.03.2023
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(Foto: per filmstarts.de/Arsenal Filmverleih)
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Kino. Halim und seine Frau Mina betreiben eine Schneiderwerkstatt, in der sie in Handarbeit kostbare Kaftane nähen. Der neue Lehrling Youssef stellt diese eingespielte Zweisamkeit auf die Probe. Die zärtliche Behutsamkeit, mit der Halim dem jungen Mann die Schönheit des Handwerks nahebringt, versetzt Mina in Unruhe. Während die beiden Männer im Hinterzimmer des kleinen Ladens in stummer Eintracht schimmernden Seidensamt mit Goldfäden säumen, überlassen sie der resoluten Mina die Verhandlungen mit Kundinnen, die nicht begreifen wollen, warum die Fertigung eines traditionellen Kaftans Monate dauert. Doch »ein Kaftan soll seinen Träger überleben«, so lautet Halims Devise. Und wenn der introvertierte Schneider beim Flicken eines alten Gewandes in den feinziselierten Details die Hand eines »Maâlem«, eines lange verstorbenen Meisters, entdeckt, stiehlt sich Leidenschaft in seine Stimme. Dieses anrührende marokkanische Drama feiert mit der Darstellung eines untergehenden Kunsthandwerks zugleich die Kunst der Sublimierung in einer rigide patriarchalischen Gesellschaft. Der rote Faden, der sich durch diese ebenso präzise wie intime Alltagsbeobachtung zieht, ist die große Liebe des Paares – und Halims verbotenes Begehren, das er in verstohlenen Hamam-Besuchen stillt. Und so wie Mina Halims Homosexualität stillschweigend akzeptiert, versucht sie ihre Krankheit zu ignorieren. Doch gerade ihr körperlicher Verfall animiert sie zu kleinen Revolten, die auch Halims Verhalten verändern. Der Film ist selbst ein virtuoses Gewebe aus vielschichtigen und stimmungsvollen Bildern, das in winzigen Details große Gefühle erahnen lässt.

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