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Ist der marxistische Ansatz noch tauglich?

von Gisela Haberer vom 24.03.2000
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Jens S. Dangschat
Modernisierte Stadt - Gespaltene Gesellschaft
Ursachen von Armut und sozialer Ausgrenzung. Leske + Budrich. 346 Seiten. 48,? DM

Die Vorwürfe an die deutsche Armutsforschung des Wiener Soziologen Jens Dangschat und seines Autorenteams sind hart, aber vielfach berechtigt: Sie erschöpfe sich in der reinen Beschreibung der Armut, bleibe in der Zusammenstellung von Einkommensarmen wie Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen stecken, sei insgesamt »eigenartig unpolitisch«. Dagegen stellen die zwölf AutorInnen des Sammelbandes ihre marxistisch geprägte Sicht. Sie beziehen sich auf Thomas von Aquins Deutung des »Pauper«: Letzterer bezeichnete damit die, die nicht an der Macht und Verfügungsgewalt der feudalen Herrschaftsklasse teilhaben und für ihren Lebenserhalt auf Lohnarbeit angewiesen sind. Auf dieser Grundlage lehnen die AutorInnen es genauso ab, von einer »neuen« Armut zu sprechen wie von einer Feminisierung der Armut. Sie skizzieren die Abhängigkeiten, gerade der Frauen, in europäischen Gesellschaftssystemen seit dem Mittelalter und arbeiten dabei die ihrer Meinung nach gleich gebliebenen Strukturen (hier Abhängige - dort Machthaber/Kapital) heraus. Der einzige wirkliche Unterschied zum letzten Jahrhundert: Das kapitalistische System ist heute demokratisch abgesichert. Auch die soziale Schere sei gewollt und werde von der breiten Mehrheit so lange billigend in Kauf genommen, wie die Auswirkungen gesellschaftlicher Spaltungen erträglich bleiben. Der marxistische Ansatz wird es Kritikern einfach machen, das Buch insgesamt als veraltet in die Ecke zu legen. Besser wäre es, die praktischen Anregungen der AutorInnen aufzunehmen.

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