»Viele Leute fühlen sich abgehängt«
von
Barbara Tambour
vom 24.03.2016
Politologe Wolfgang Schroeder (links): »Die etablierten Parteien müssen sich stärker um eine alltagsnahe Kommunikation Gedanken machen - nicht nur um rationale Argumente. Es fehlt an einem Schuss Leidenschaft.« Rechts: AfD-Demonstration gegen Flüchtlinge in Erfurt: Starke Emotionen gegen Fremde, Angst vor sozialem Abstieg (Fotos: pa/dpa/Martin Schutt; Schröder/Schulten)
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Publik-Forum: Die Wahlsieger von der AfD sehen sich als Oppositionspartei. Doch regieren sie nicht bereits mit, weil sich die anderen Parteien an ihr ausrichten?
Wolfgang Schroeder: Das ist teilweise so. Die AfD gehört zu einem Typ von Partei, die nicht mitregieren will, die aber durch ihre thematische Zuspitzung die Richtung des Parteienwettbewerbes massiv beeinflusst. Auf populistische Weise nutzt sie die Proteststimmung und spitzt die Flüchtlingsfrage so zu, dass die meisten anderen Parteien nachziehen.
Ein liberal-sozialer-grüner Grundkonsens, der die Energiewende und die Homo-Ehe möglich machte, scheint nicht mehr zu bestehen. Sind diese Dinge den Menschen nicht mehr so wichtig?
H. Eisenberger 25.03.2016:
Sicher sind viele AfD-Wähler verunsichert und haben dort eine Plattform für Protest. Es ist nicht verwunderlich, wenn man die Politik verfolgt, die die Regierung jahrelang mit "Sparplänen" an den unteren Einkommen, mit "kein Geld für mehr Lehrer/ für Renovierung von Schulen und Unis/für Wohnungsbau für sozial Schwache usw.usw." betrieb. Ich bin ganz auf Frau Merkels Linie, was die Flüchtlinge betrifft - wir schaffen das. Wenn dann aber der Eindruck entsteht "die kriegen sofort alles, und wir warten seit Jahren und werden immer vertröstet und nichts passiert", dann ist viel schief gelaufen. Es war immer Geld da, doch wurde der Sparkurs gefahren zulasten der Menschen, die z.B.einen vollen niedrig bezahlten Job haben+ deshalb Sozialhilfe zum Überleben beantragen müssen. Die etablierten Parteien tragen mit ständigen Querelen dazu bei, dass "Flüchtlinge" ein Reizwort wurde. DAS sollte thematisiert werden: die CDU-CSU und SPD sind untereinander so aggressiv, dass man Angst bekommen kann.
Hanna Leinemann 25.03.2016, 15:38 Uhr:
Mit der AfD reden? Ja, will sie denn überhaupt mit anderen reden? - Mit den AfD-Wählenden reden? Wollen die denn? - Die AfD unter Frauke Petri hat alles getan, um aufzuhetzen, und wer sich aufhetzen lässt, der will nicht reden. - Im Moment scheint innerhalb der Partei eine Abgrenzung zu beginnen (Saarland), und die Betroffenen sind überrascht, weil sie nur taten, was bis dato genehm war; nun aber soll es eine Weiße Weste für die AfD geben, da ist der Pöbel nicht mehr gebraucht; wieder abgehängt; Säuberungsaktion. - Für mich verstecken sich hinter den drei Buchstaben die Begriffe: Alternative für Dummschwätzer (und diejenigen, die sich dumm schwätzen lassen; aber denen kann niemand helfen).
Georg Lechner 25.03.2016, 15:16 Uhr:
Die Leute fühlen sich nicht nur abgehängt, sondern von den Vertretern der etablierten Parteien hintergangen. Diese haben von der Masse der Beschäftigten Lohnzurückhaltung eingefordert, um die Konkurrenzfähigkeit ihres Unternehmens zu verbessern. Im Endeffekt haben die Unternehmen die gefüllte Kriegskasse zur Abwanderung in Billiglohnländer oder zur Bekämpfung von Arbeitnehmerrechten über Drohungen mit Abwanderung oder Bestechung von Arbeitnehmervertretern genutzt. Die untersten 70 Prozent der Einkommensbezieher erleben seit Mitte der 90er Jahre (in Ö.) oder noch zehn Jahre länger (in D.) Reallohnverluste, obwohl das BIP steigt (und noch stärker die Gewinnausschüttungen) bei gleichzeitig erhöhtem Leistungsdruck und gestiegenem Risiko des sozialen Abstiegs.
Daher braucht es vor allem eine öffentliche Klarlegung, dass die Rechtspopulisten eine noch ärgere Umverteilung zu den Reichen im Programm haben, als es die herkömmlichen Parteien bisher gehandhabt haben.
christtraut Handke 25.03.2016:
Ich bin keine AfD-Wählerin und sicher auch nur wenige, die gegen TTIP seit langem auf die Straße gehen. Alles politisch interessierte Menschen, aber dennoch von Politikern nicht ernst genommen in ihrer Meinung und ihren Ängsten und Argumenten. Insofern kann ich gut verstehen, wenn weniger politische Menschen resignieren und AfD wählen.
Haben Politiker überhaupt noch die Macht zu regieren? Oder haben sie die nicht schon lange an Konzerne abgegeben?
Christtraut Handke
Christian Petersen 24.03.2016:
Der gesamte Duktus läßt darauf schließen, daß dieser "Politikwissenschaftler" (erstaunlich, wieviele von der Sorte plötzlich zu existieren scheinen) die AfD-Wähler für aufklärungsbedürftig hält (z.B. die Diktion "fühlen sich abgehängt" statt "sind abgehängt"). NOCH dümmer sind allerdings die Fragen, die ihm gestellt werden: "mit der AfD reden; mit ihren Wählern reden?" - Stupider geht's nimmer.