Bekenntnisse bei Tinte, Blut und Haut
Ein Abend im Schülercafé Orca, dem Treffpunkt der Jugendkirche Jona in Frankfurt am Main. Auf einem kleinen Metalltisch liegen eine Tattoomaschine, ein winziges Fass Tinte, Gummihandschuhe, Desinfektionsspray und Einwegrasierer. Etwa 20 junge Erwachsene sind gekommen, um sich vom Tattookünstler Silas Becks ein christliches Motiv stechen zu lassen. Bevor dieser mit der Arbeit beginnt, erzählt er von seinem Glauben, der in seinem Leben eine zentrale Rolle spiele. Deshalb hat er den katholischen Bildungsverband der Tätowierer mitgegründet, die »Societas Indelebilis«, zu Deutsch: unauslöschliche Gesellschaft«. Religion und Tätowierungen wären seit Jahrhunderten miteinander verwoben, sagt Becks. Roki ist die Erste, die sich tätowieren lassen will. Sie ist 20 Jahre alt und macht gerade ihr freiwilliges soziales Jahr. Das Tattoo verbinde sie auch mit ihrer Familie, sagt sie: »Wir leben über die halbe Welt verteilt. Da verbindet uns der gemeinsame Glaube miteinander.« Sie findet es schön, »ein Symbol für meinen Glauben setzen zu können. In ihm bin ich genauso frei, wie ich auch frei in der Selbstbestimmung über meinen Körper bin.«
Nach Roki legen sich auch andere unter die Nadel. Gegenseitig werden die feinen, dunklen Linien auf der Haut bewundert. Zwischen Tinte, Blut und Haut glüht der Wunsch, einen gemeinsamen Bezug zu erhalten und etwas Verbindendes zu tun. Was könnte verbindlicher sein, als ein lebenslanges Zeichen auf der Haut?