Rennpferd gegen Dinosaurier? - Von wegen
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Edward Shorter
Geschichte der Psychiatrie
Alexander Fest. 592 Seiten. 68,? DM
Dem Verdienst dieses Buches, die Geschichte der Psychiatrie für Nichtpsychiater anregend und ausführlich darzustellen, steht leider eine ärgerliche wissenschaftsgeschichtliche Blindheit gegenüber. Shorter preist die heute herrschende biologische Psychiatrie mit etwas psychotherapeutischem Beiwerk als Triumph der Wissenschaft über Psychoanalyse und Marxismus, die ideologische Dinosaurier des 19. Jahrhunderts seien. Abgesehen davon, dass der Vergleich der Saurier im Erdaltertum mit Strömungen im 19. Jahrhundert von den Zeitdimensionen daneben liegt, würde ich nicht ausschließen, dass Psychotherapie- und Pflegeforschung, aber auch eine aufgeschlossene Öffentlichkeit psychiatrischer und psychotherapeutischer Patienten und Angehöriger die heutige biologische Psychiatrie trotz ihrer unstrittigen Verdienste in 100 Jahren für überholt erklären wird - hier wünsche ich mir eine wissenschaftstheoretisch solidere Psychiatriegeschichte, als sie hier vorliegt - wobei Shorter viele interessante Details kenntnisreich und spannend schildert. Gerade die Psychoanalyse zeigt die komplexen Beziehungen zwischen Biologie, Geschichte und Psyche mehrdimensional - dass sie ihre Erfolge nur in anspruchsvolleren Studien nachweisen kann als die pharmakologische Psychiatrie, ändert nichts an ihrer Bedeutung.