Falscher Titel, merkwürdiges Menschenbild
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Wolfgang Hagemann
Burn-out bei Lehrern
C. H. Beck. 304 Seiten. 17,90 EUR
Dieses Buch ist beileibe kein Lehrbuch. Dazu fehlt zu viel von einer in die Tiefe gehenden Analyse der Arbeits- und Lebenswelt der Lehrer. Der Titel des Buches ist dazu auch noch irreführend. Der Autor schreibt über sein Therapieverständnis, über Gewalt und Depressionen und über diverse Beziehungskrankheiten. Dem Burn-out-Syndrom an sich, bei dem man sich antriebslos fühlt wie eine leer gebrannte Raketenstufe, sind erst im letzten Kapitel gerade mal gut zehn Seiten gewidmet. Warum der Autor meint, extra ein neues Menschenbild entwickeln zu müssen, ist unklar, denn im Grunde bleibt er der psychoanalytischen Bindungstheorie verhaftet. So wird das Problem leider eher noch stärker am Individuum festgemacht und Prävention im umfassenden Sinn kaum noch möglich. Es bleibt bei gut gemeinten Appellen. Statt konkreter Hilfestellung zeichnet Hagemann lieber ein paar nette Rauten oder Kreise zu Kompetenz und Gesundheit, Kontext und Pädagogik - und der Begriff des »sicheren Ortes« aus der Traumatherapie darf natürlich heutzutage auch nicht fehlen. Wenn Hagemann meint, Egoismus, Ehrgeiz und Machtstreben als »psychologische Grundeigenschaften« des Menschen einführen zu müssen, lernt der Leser zumindest etwas über die Weltsicht des Autors. Lehrern in ihrem Alltagsgeschäft wird das kaum helfen.