Nationalkonservativ statt schlamperdeutsch?
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Hans-Olaf Henkel
Die Kraft des Neubeginns
Droemer. 396 Seiten. 22,90 EUR
Hans Olaf Henkel, Ex-Präsident der Bundesverbandes der Deutschen Industrie, ist ein bemerkenswertes Talent: als Autor und als Plaudertasche. Wer sich dafür interessiert, dass er als Kind »Schniedel« genannt wurde und dass sich seine Eltern im Krieg verzweifelte Liebesbriefe schrieben, kann es hier nachlesen. Auch wann er Sabine Christiansen, Guido Westerwelle oder Gerhard Schröder anrief, um Politik zu machen. Offen bekennt Henkel seine Ansichten und Ressentiments: sein Schwärmen für alles Amerikanische, sein Lob der Atomenergie, der Gentechnik und der Stammzellenforschung, seine Abneigung gegen Windkraft, Dosenpfand und Toll Collect. Feindbilder sind für ihn die Gewerkschaften, die Alt-68er in der SPD und die »Eiferer« bei den Grünen. Unter den Berliner Ministern schätzt er nur Wolfgang Clement; sein oberster Buhmann ist Jürgen Trittin. Deutschland sieht der Ex-BDI-Chef auf dem Weg zur »Schlamper-Republik«, in der es vor allem an »Sekundärtugenden« mangelt. Über einige seiner Vorschläge kann man sicher reden: über eine Direktwahl des Bundespräsidenten und über mehr Volksentscheide. Mehr als peinlich sind aber die Passagen, in denen Henkel über den »Parteienstaat« und den Umgang mit der NS-Vergangenheit schwadroniert. Mit der Verteufelung der Parteien ist er nicht weit davon entfernt, das ganze »System« abzulehnen. Und wenn Henkel nationalkonservative Sprüche nachbetet, klingt das fast wie bei der NPD: Die Einzigartigkeit des Holocaust sei zum Dogma geworden - dank »permanenter Umerziehung«. Auch die Deutschen hätten viel gelitten. Der Zweite Weltkrieg sei - wegen Versailles - nur die Fortsetzung des Ersten gewesen. Und die »ewige Wiederholung deutscher Schuld« lähme nachwachsende Generationen.