Wenn der eigene Körper nicht passt
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Hip-Hop. Wenn Sie das Wort Rap hören, erscheinen vor Ihrem inneren Auge muskelbepackte Männer mit schlechten Manieren und Migrationshintergrund? Zugegeben, wie an jedem Vorurteil ist auch an diesem nicht alles falsch. Aber Hip-Hop beherrscht nicht nur die Hitlisten von heute, sondern ist auch immer noch die denkbar lebendigste Jugendkultur, die weltweit von denkbar verschiedenen Menschen adaptiert wird, um sich auszudrücken. Und eben auch von einem Transmann aus Linz, der so sein Leben zwischen den Geschlechtern thematisiert. Mavi Phoenix alias Marlon Nader hieß im vergangenen Jahr noch Marlene, gewann einen Amadeus, den österreichischen Grammy, und brachte drei vielbeachtete Mini-Alben heraus. Nun identifiziert sich Mavi Phoenix als Mann und verarbeitet diesen Prozess auf seinem ersten regulären Album. Dabei fallen – so viel Rap muss dann doch sein – ein paar genretypische Vokabeln wie »bitch«, werden Geschlechtsorgane benannt und Gegner beleidigt. Aber auch wenn Mavi Phoenix und die Produzenten, die ihm zur Seite standen, souverän die internationalen Konventionen erfüllen, wie synkopiert und klapprig das aktuell angesagte Subgenre Cloud-Rap zu klingen hat, hat man es bei »Boys Toys« doch eher mit einem Bildungsroman zu tun. In seinen englischsprachigen, brutal ehrlichen und hochpoetischen Reimen erzählt der 24-Jährige detailliert, wie es ist, sich in der eigenen Haut nicht wohl zu fühlen. Er berichtet vom Unverständnis der Familie, vom Leid und den Schmerzen, aber auch von dem Trost, den ein Song des Popstars Beyoncé spenden kann – und von der Freude, endlich der sein zu dürfen, der man schon immer war. Eine musikalische Aufklärungsbroschüre, die sich nicht zu schade ist für die Charts.