Kinotipp
Die Dorfbewohner bangen um ihren Wald und ihre Quelle
Kino. Tokio ist nicht weit weg, doch die kleine japanische Gemeinde Mizubiki scheint auf einem anderen Planeten zu existieren. Die idyllische Lage in den Bergen weckt das Interesse von Investoren, die in der waldigen Gegend ein schickes »Glamping«-Areal realisieren wollen – glamouröses Camping. Zwei unerfahrene PR-Leute stellen auf einer Gemeindeversammlung das Projekt vor, erregen jedoch mächtig Widerspruch. Die Ortsbewohner befürchten, dass durch die geplante Kläranlage die Quelle, aus der die Gemeinde ihr besonders gutes Wasser bezieht, vergiftet wird. Um das wenig durchdachte Vorhaben voranzubringen, versuchen die beiden PR-Leute, den introvertierten Witwer Takami, der Wald und Getier wie seine Westentasche kennt, als »Berater« auf ihre Seite zu ziehen. Dann verschwindet Takamis kleine Tochter, die, wie ihr Vater, mit dem Wald symbiotisch verbunden scheint.
Der Film »Evil Does Not Exist« mutet anfangs wie ein Ökothriller an, entwickelt sich dann aber, jenseits gewohnter Gut-Böse-Kategorien, zu einer poetischen Meditation über die prekäre Balance zwischen Zivilisation und einer Natur, die ihren eigenen, brutalen Gesetzen folgt. Mit ihrem sphärischen Soundtrack, den verwunschenen Naturimpressionen und den Porträts von Menschen, die lieber durchs Unterholz streifen als zu reden, ist diese Filmparabel ein echtes Kunstwerk.
Evil Does Not Exist (Japan 2023). Film von Ryusuke Hamaguchi, 107 Min. O.A.