Ausstellung
Die Frau in Kandinskys Schatten
Ausstellung. Der Name Wassily Kandinsky sagt den meisten etwas. Bei Hilma af Klint ist das anders. Bis vor wenigen Jahren kannte kaum jemand die schwedische Künstlerin, die 1862 geboren wurde. Werke von ihr und von Kandinsky treffen nun in einer Ausstellung in Düsseldorf aufeinander. Mehr als 120 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen versammelt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Das ist überfällig, gilt doch der russische Maler bis heute als einer der Wegbereiter der Abstraktion. Dabei hatte Hilma af Klint schon wenige Jahre zuvor abstrakt gemalt. Allerdings bestimmte die Künstlerin, dass ihre riesigen Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden dürften. Sie war der Meinung, die Welt sei noch nicht bereit für diese neue Form der Kunst.
Vieles eint die beiden, etwa die Faszination für die Entdeckung radioaktiver Strahlung. Af Klint schuf 1917 ihre »Atom-Serie«: feine, geometrische Zeichnungen von Kreisen, Strahlen und Himmelskörpern aus Aquarellfarbe und Bleistift. Für Kandinsky zerbrach durch die Entdeckung die vertraute Weltordnung. 1913 schrieb er: »Das Zerfallen des Atoms war in meiner Seele dem Zerfall der ganzen Welt gleich. Plötzlich fielen die dicksten Mauern. Alles wurde unsicher, wackelig und weich.«
Beide Künstler waren fasziniert vom Spiritistischen und der Theosophie. In ihren Gemälden finden sich christliche Motive wie Kreuz oder Taube. Während des Ersten Weltkriegs schuf Hilma af Klint drei riesige Altarbilder: bunte Dreiecke und Kreise aus Gold- und Metallfarbe – ihre Antwort auf das Weltgeschehen. Die Bilder sollten eine »Kapelle«, ein Schutzraum in Zeiten der Not sein. Kandinsky und Af Klint hielten die Zeit für einen Kreis, in welchem Zukunft und Vergangenheit früher oder später aufeinandertreffen. Die Ausstellung möchte diesen Kreis schließen.
Die Ausstellung »Hilma af Klint und Wassily Kandinsky. Träume von der Zukunft« ist bis zum
11. August in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen.