Leserbrief
Stärke für den Frieden
Zu: »›Wer den Krieg vorbereitet, wird den Krieg bekommen‹« (6/2024, Seite 36-39)
Vor circa einem Jahr, gleich nach der Friedensdemo von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, war Bischof Friedrich Kramer in unserer Kirchgemeinde. Er vertrat die Meinung, dass man keine Waffen an die Ukraine liefern sollte. Er war allerdings tolerant gegenüber anderen Meinungen, was ich als sehr sympathisch empfunden habe. Inzwischen bin ich froh, dass man nicht auf ihn (und andere) gehört hat, denn dann hätten wir in der Ukraine jetzt »Grabesruhe«. So bleibt wenigstens die Hoffnung auf eine erträgliche Lösung. Hans Erich Müller, Mühlhausen
Das Interview mit dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche, Friedrich Kramer, zeigt mir, wie schwer es heutzutage ist, pazifistische Positionen zu verteidigen. Bischof Kramer will den Satz »Willst du Frieden, rüste für den Krieg« nicht akzeptieren, befürwortet aber sehr wohl militärische Aufrüstung und Verteidigungsbereitschaft. Die Natur kennt keine Moral, sonst müsste sich Kyrill die Zunge verbrennen, wenn er aus der Bergpredigt vorliest oder Kant zitiert (was er gerne tut). Die Spezies Mensch ist das Produkt einer ebenso blinden wie gnadenlosen Selektion nach dem Prinzip des »Survival of the fittest«. Wer aus moralischen Gründen nicht will, dass dieses Prinzip das Zusammenleben der Menschen bestimmt, der muss selbst fit sein, er kämpft gewissermaßen gegen natürliches Gefälle. Die von Bischof Kramer geforderten »Friedensräume« gab es in der Geschichte immer erst dann, wenn sich nach Kriegen eine stabile Macht etabliert hatte, die für Ordnung sorgen konnte. Markus Zehetbauer, Uffing am Staffelsee