ABC der Spiritualität
Kwie Kampf und Kontemplation
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Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer schrieb aus der Haft, kurz vor seiner Ermordung durch die Nazis: »Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten.« Dasselbe meint die ökumenische Mönchsgemeinschaft von Taizé, wenn sie von »Kampf und Kontemplation« als den zentralen Kennzeichen christlicher Spiritualität spricht. »Unermüdlich füllen wir die Gräben wieder auf, die die Mächtigen der Welt über die Erde ziehen, vor allem, wenn sie sich dabei rücksichtlos über die Menschenrechte hinwegsetzen ...«, beschwor der Gründer und erste Prior der Brüdergemeinschaft, Roger Schütz, die Aufgabe der Christen. Keine Spiritualität ohne Kampf, Streit und Auseinandersetzung – und kein Kampf ohne spirituelle Tiefe, vorübergehenden Rückzug von der Welt und Verankerung in Gott. Christliche Spiritualität lässt sich mithin als Doppelbewegung verstehen: als eine von innen nach außen gerichtete Bewegung des Kampfes für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Welt – und als eine von außen nach innen gehende Bewegung der Kontemplation, des Innehaltens in der Stille, das diesem Engagement Atem und Ausdauer gibt. Ohne die Bereitschaft zum Kampf wäre Jesus von Nazareth nicht als Aufrührer hingerichtet worden. Und ohne das ständige Zwiegespräch mit Gott in der Wüste hätte er diesen Kampf kaum bis zum – tragischen – Ende durchgestanden und durchgefochten. Der Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus, etwas martialisch, von der »Waffenrüstung Gottes«, die man im Geiste Jesu im Kampf gegen die Mächtigen, gegen die »Herren der Welt«, anziehen solle. Christliche Spiritualität versucht, die Balance zwischen Innenwelt und Außenwelt zu wahren, zwischen »machen« und »empfangen« – immer in dem Bewusstsein, dass mit dem Scheitern gerechnet werden muss.