Die Welt mit anderen Augen sehen lernen
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Film. Der New Yorker Jazzpianist Joe ist von seinem Job als Aushilfsmusiklehrer frustriert. Doch dann rückt sein musikalischer Durchbruch in greifbare Nähe. Ausgerechnet an jenem Tag fällt er in einen Kanalschacht und findet sich als bläulicher Geist auf einem Förderband in Richtung Jenseits wieder. Doch Sterben kommt nicht infrage. Er hat doch abends einen Gig im besten Jazzclub der Stadt! Mithilfe der unerlösten Seele Nummer 22 schafft er es zurück ins Diesseits und erwacht im Krankenhaus – allerdings nicht in seinem Körper. – Diese oscargekrönte Animationskomödie, der erste Pixar-Familienfilm mit einem afroamerikanischen Helden, scheint trotz der kindgerechten Ästhetik vorrangig an Erwachsene adressiert. Regisseur Docter, der in seinem Animationshit »Alles steht Kopf« die Psyche eines verzweifelten kleinen Mädchens in eingängige Bilder übersetzte, verhandelt nun die Frage nach dem Sinn des Lebens und nach der individuellen Bestimmung. Während Joes spirituelle Odyssee durchaus einen Hippie-Touch hat, sorgen eine Katze und die grantige Seele Nummer 22, die sich partout nicht inkarnieren will, für Erdung und Witz. Was ist denn so toll am irdischen Dasein? Sei es der Geschmack von Pizza, die Sonne, die durch Blätter strahlt, der Flow des Klavierspiels, der Joe in eine andere Sphäre transportiert, überhaupt der wunderbare Jazz-Soundtrack, der dem Film den zweiten Oscar bescherte: die Philosophie des Carpe Diem – Nutze den Tag – wird in diesem metaphysischen Abenteuer so leichtfüßig und in solch betörenden Bildern vermittelt, dass man die Welt mit anderen Augen zu sehen lernt.