Film
Straßenkinder in Teheran
Kino. Ali ist ständig auf Achse, um Geld zu verdienen, sei es durch harte körperliche Arbeit oder als Handlanger lokaler Gangster, für die er die Reifen von Luxusautos stiehlt. Für einen neuen Auftrag soll der Zwölfjährige einen Schatz bergen. Er ist in einem Tunnel unter einem Friedhof versteckt. Der Zugang zu dem Tunnel muss aber erst freigelegt werden, und er befindet sich im Keller einer Schule. Dank seiner Beharrlichkeit schafft es der Junge, zusammen mit seiner dreiköpfigen Gang in der spendenfinanzierten Schule aufgenommen zu werden. Und während er mit seinen kleinen Kumpanen unten heimlich gräbt, entwickelt sich oben im Schulbetrieb eine segensreiche Dynamik, die Ali jedoch trotz seiner Gerissenheit nicht versteht. Dieses preisgekrönte iranische Drama ist zwar kein »Feelgood-Film«, zieht einen aber mit seiner fiebrigen Atmosphäre und der rohen Energie der Laiendarsteller sofort in Bann, erinnert oft an einen Thriller, in dem Erwachsene einen Einbruch planen. Doch die Helden sind Straßenkinder, die um ihr Überleben und das ihrer Angehörigen kämpfen; der ominöse Schatz, den Ali so verzweifelt sucht, entpuppt sich als die Schule selbst. Wie nebenbei werden in diesem sozialrealistischen Abenteuerfilm mit dokumentarischem Gestus Schlaglichter auf ein Teheran »von unten« geworfen, auf durch Drogen zerstörte Familien, despotische Beamte und afghanische Flüchtlingskinder, die, von Deportation bedroht, sich mit Polizisten Verfolgungsjagden durch U-Bahn und Kaufhaus liefern. Vor allem aber ist der Film eine Hommage an den Mut und den Scharfsinn von Kindern, die eine bessere Zukunft verdienen: ein zorniges Plädoyer für das Recht auf Bildung. Er ist den weltweit 152 Millionen Straßenkindern gewidmet.
Film von Majid Mahidi. 99 Min. Ab 12 J.