Leserbrief
Sinn und Verantwortung
Zu: »Ohne Gott fehlt der Sinn in der Welt« (7/2024, Seite 12-16)
Schon in der Vorrede zu seinem wichtigsten Buch, der »Kritik der reinen Vernunft«, gesteht Kant, »das Wissen aufheben« zu müssen, »um zum Glauben Platz zu bekommen«. Ich habe in Volker Gerhardts Ausführungen zu Kant nur aufgehobenes Wissen gefunden, aber keinen Platz zum Glauben. Er sagt zwar, dass ohne Gott der Sinn in der Welt fehlt. Aber von welchem Gott spricht er? Doch nur vom menschengemachten Gott. Es ist nicht der Gott, der sich vor Moses zu erkennen gibt als der »Ich bin, der ich bin« oder als »das fleischgewordene Wort« Jesu. Wo ist also der Platz, um Glauben zu bekommen? Doch nur in der Religion?
Hans Th. Flory, Heidelberg
Kant, der Philosoph, der Verfasser der reinen und der praktischen Vernunft, kommt zu dem Urteil: »Gott gehört die Welt«. Das kann er nur schreiben, weil er an einen Gott glaubt, der diese Welt geschaffen hat. Es ist für ihn so etwas wie eine »Tatsache«, auf die alles Denken und Handeln aufbaut. Das Fazit für unsere moderne, eher »ungläubige« Gesellschaft lautet für mich: Aus sich selbst ist gar nichts entstanden; es braucht ein vernünftiges Wesen, das in allen Religionen Gott genannt wird. Aus diesem und auf diesem Fundament lässt sich alles Leben vernünftig ableiten. Es gibt allem einen Sinn und uns die Verantwortung, mit dieser Welt sorgsam und liebevoll umzugehen. Wolfgang Zopora, Bad Alexandersbad