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Christoph Hein: Das Narrenschiff
Aufstieg, Selbsttäuschung und moralisches Versagen

In »Das Narrenschiff« erzählt Christoph Hein die Geschichte der DDR.
von Anne Strotmann vom 28.04.2025
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Unaufgeregt und präzise – fast dokumentarisch: So erzählt Christoph Hein in »Das Narrenschiff« die Geschichte von Kathinka, Yvonne und einer kleinen DDR-Elite. (Foto: iStockphoto / clu)
Unaufgeregt und präzise – fast dokumentarisch: So erzählt Christoph Hein in »Das Narrenschiff« die Geschichte von Kathinka, Yvonne und einer kleinen DDR-Elite. (Foto: iStockphoto / clu)

Roman. Christoph Heins aktuelles Werk »Das Narrenschiff« ist ein großer Gesellschaftsroman. Anhand mehrerer miteinander verflochtener Lebensgeschichten erzählt er die Geschichte der DDR von den Anfängen bis zur Wiedervereinigung. Es geht um Aufstieg, Selbsttäuschung und moralisches Versagen, Opportunismus und ideologische Erstarrung.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 09/2025 vom 02.05.2025, Seite 54
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Ein erzählerischer Fixpunkt ist Yvonne, die nach dem Krieg mit ihrer Tochter Kathinka ums Überleben kämpft. Der Vater des Kindes, ein Jude, verschwindet auf der Flucht aus Deutschland spurlos. Um sich und Kathinka durchzubringen, geht Yvonne eine »Versorgungsehe« mit einem DDR-Funktionär mit dunkler Vergangenheit ein – und steigt schließlich selbst zu einer einflussreichen Frau im System auf. Hein schildert, wie eine kleine Elite aus Karrieristen, Technokraten und ideologischen Überzeugungstätern ein System erschafft, das zunehmend menschenfeindlich wird. Der Roman beginnt und endet mit Kathinka, die als Kind als Vorzeigeschülerin auf einer DDR-Postkarte neben Präsident Wilhelm Pieck posierte und im Lauf der Jahre mit ansehen muss, wie Ideale und Menschen zerbrechen: Auf dem »Narrenschiff« werden sie alle hin und her geschleudert, und wer gerade noch am Steuer saß, geht im nächsten Moment über Bord.

Christoph Hein ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Gegenwart und ein kritischer Chronist der deutschen Geschichte, besonders der DDR. Auch in diesem Roman ist sein Stil unaufgeregt und präzise – fast dokumentarisch, aber keineswegs kalt. Hein urteilt nie vorschnell, sondern lässt die Leserin selbst ihre Schlüsse ziehen. »Das Narrenschiff« ist nicht nur wegen seiner 750 Seiten ein echtes Opus magnum: Hein erzählt souverän ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte, ohne dass es langweilig wird.

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