Quebec pro toto - und Europa schaut alt aus?
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €
Will Kymlicka
Multikulturalismus und Demokratie
Über Minderheiten in Staaten
und Nationen.
Rotbuch. 110 Seiten. 24,? DM
Verlag und Autor versprechen der deutschsprachigen Leserschaft ein Essay, der für Multikulturalismus wirbt, in dem er begriffliche Klarheit schafft und so übliche Einwände entkräftet. Dies gelingt nur begrenzt. Die erste Einschränkung liegt darin, dass sich die Argumentation regelmäßig auf Kanada, insbesondere Quebec, mitunter auch die USA bezieht; Verweise auf Europa bleiben anekdotisch. Die begriffliche Unklarheit kann nur in manchen Fällen (»psychologisch« statt »psychisch« - »reguläre Gesellschaft«) der Übersetzerin angelastet werden. Die durchgängige Verbindung, ja häufige Gleichsetzung von »Sprache und Kultur« konterkariert genau die Unterscheidung, die zentral (und meines Erachtens) völlig richtig ist.Wenn ein Staat eine Amtssprache (oder auch zwei, drei) festgelegt hat, ist der Zugang zu allen Institutionen des Staates, über das Bildungssystem zu allen wichtigen gesellschaftlichen Positionen an die Beherrschung dieser Amtssprache(n) gebunden. Unterhalb dieser sprachlichen Integration ist prinzipiell jede kulturelle Ausdifferenzierung, das Leben nach eigenen, herkömmlichen Sitten und Gebräuchen denkbar und zu ermöglichen, die - worauf Kymlicka leider nur selten eingeht - Menschenwürde und individuelle Freiheiten achten. Während nun Einwanderer diese Integration suchen, so Kymlicka, können indigene Völker nichts anderes tun, als sprachpolitisch so lange zu agieren, bis sie über Autonomie, also eigene Institutionen (Parlament, Schulen und Universitäten etc.) verfügen. Umgekehrt bleiben Staaten nur stabil, wenn sie einerseits diese Integration der Einwanderer, andrerseits die sprachlich-institutionelle Autonomie von Minderheiten garantieren.