Mogelpackung eines verbissenen Grantlers
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Michael Grandt
Wege aus der Aggressionsgesellschaft
Kreuz. 190 Seiten.
14,90 EUR
Angesichts des jüngsten menschenverachtenden Terrors und immer neuer Kriege weckt der Titel Hoffnungen, die das Buch auch nicht ansatzweise erfüllt. Es bleibt eine Mogelpackung, denn der Autor greift selbst erst einmal ausgiebig in seine Aggressionskiste. Autofahrer, Nachbarn, Kollegen, Verbraucher, sich emanzipierende Frauen, alle bekommen ihr Fett weg. Für Grandt sind diese nicht nur verantwortlich für die von ihm festgestellte Aggressionsgesellschaft, sondern allesamt Psychopathen. Diese Diffamierung versucht er mit einer Flut reißerischer Beispiele im Stil der Bild-Zeitung zu untermauern und bleibt dabei oft in Plattitüden stecken. Erst nach 135 von 190 Seiten fällt die Frage, was denn Aggression überhaupt ist. Doch auch hier fehlen die notwendige Tiefe und Differenzierung. Es bleibt beim »Grandt-eln« und einer Schwemme von Schlagworten. Wenn schließlich der Autor noch meint, das Pendant zu emanzipiert sei »e-frau-zipiert«, beginnt langsam das Mitleid mit seinem frustrierten Weltverständnis. Denn dieses Buch sagt weit mehr über den Autor aus als zum vermeintlichen Thema. Zu empfehlen ist dieses Buch vielleicht Soziologiestudenten im 20. Semester, die nach anstrengenden Vorlesungen entspannt in der Badewanne einmal richtig herzhaft über Alltagsklischees lachen wollen. Wer weitergehende Ansprüche an ein Sachbuch hat, sollte sein Geld in bessere Bücher zum Thema investieren. Und die gibt es sicher. Denn wie sagt Grandt selbst gegen Ende seines Buches als Schlüssel zur Lösung für diese kranke Welt: Optimismus ist Pflicht.