Revolution durch Überzeugungsarbeit?
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Gil Ducommun
Nach dem Kapitalismus
Via Nova. 220 Seiten. 19,40 EUR
Der Schweizer Agrar- und Entwicklungsexperte Ducommun ist ein sachlicher Beobachter. Er sieht in der Welt himmelschreiende Armut, skandalöse Vermögensverteilung, gefährliche Konzentration wirtschaftlicher Macht, lebensbedrohende Übernutzung der Natur. Mit der Bestandsaufnahme hält er sich aber nicht lange auf. Er will zeigen, wie eine bessere Welt aussehen könnte: eine menschlichere, eine - wie er es nennt - »integrale« Gesellschaft. Und das klingt dann recht wirklichkeitsfremd: Die Einkommen in dieser Gesellschaft wären nivelliert - der Vorstandschef würde höchstens fünf Mal so viel verdienen wie die Putzfrau. Eng begrenzt wären auch die Gewinne der Unternehmen. Die großen Vermögen würden beim Tod der Besitzer konfisziert und als »Mündigkeitsmitgift« auf die Ärmeren verteilt. Für den materiellen Wohlstand gäbe es weltweit ein umweltverträgliches Höchstniveau. Das würde die Industriestaaten zwingen, ihre Wirtschaftsleistung zu drosseln. Fossiler Brennstoff würde jährlich verteuert, der Warentransport drastisch eingeschränkt. Wachstum ade, Gewinnmaximierung ade! Und das alles will Ducommun ohne Revolution verwirklichen - nur mit Überzeugungsarbeit und per Volksentscheid. Wenig realistisch und nicht ohne Widersprüche! Zum Beispiel rechnet der Autor mit guten Zinseinkünften für alle »Volkskapitalisten«, aber wo sollen die Zinsen herkommen, wenn der Anreiz fehlt, Kredit aufzunehmen? Und wo will der Autor mit seiner friedlichen Umstellung anfangen? In der Schweiz, die in hohem Maß von Geldgeschäften lebt? Skeptisch werden viele Leser auch den esoterischen Rahmen des Modells betrachten, das »holistische« Weltbild und das Streben nach mystischer Spiritualität. Trotzdem: ein anregendes und sympathisches Buch.