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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 10/2022
Der Inhalt:

Documenta
Gut gemeint, unsensibel gemacht

Die Kunstschau Documenta in Kassel hat noch nicht begonnen, aber alle haben sich bereits aufgeregt.Es geht um Künstler, die die Welt besser machen wollen, um Antisemitismus und um unterschiedliche Sensibilitäten.
von Anne Strotmann vom 03.06.2022
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Kann losgehen: Im Juni beginnt die »documenta fifteen« in Kassel. Kuratiert wird sie vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa (Foto: ruangrupa/Gudskul/Jin Panji)
Kann losgehen: Im Juni beginnt die »documenta fifteen« in Kassel. Kuratiert wird sie vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa (Foto: ruangrupa/Gudskul/Jin Panji)
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Die Vorfreude auf das Kunstereignis des Sommers ist auf einem historischen Tiefpunkt. Am 18. Juni soll die »documenta fifteen« beginnen, eine zeitgenössische Kunstschau, die alle fünf Jahre in Kassel stattfindet. Ihre Geschichte seit 1955 wird als demokratische Erfolgsgeschichte erzählt: modern, aufklärerisch, Ort der Wiedergutmachung nach der Unterdrückung der Kunst in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Umstand allerdings, dass unter den ersten Machern der Documenta NSDAP-Parteimitglieder und Mitläufer waren, das Ausmaß aber erst in den vergangenen Jahren bekannt wurde, kratzte an diesem Image.

Eklats gab es immer wieder: 2017 wurde eine Performance mit dem höchst unglücklichen Titel »Auschwitz on the Beach« abgesagt, die sich kritisch mit der europäischen Migrationspolitik auseinandersetzen

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Rudolf Grzegorek 24.06.2022:
Wird die »Antisemitismuskeule« vorschnell geschwungen, dann lachen sich tatsächliche Antisemiten nur ins Fäustchen und Ressentiments im Hinblick auf angebliche Sonderrechte jüdischer Menschen erhalten Nährboden. Übertriebene Rücksichtnahme im Sinne des Philosemitismus kann eine raffinierte Form von Antisemitismus sein. Man denke an gelegentlich fast religiöse Verehrung und Kritiklosigkeit gegenüber allem Jüdischen durch Christen, in Deutschland getriggert durch den Holocaust. Gelegentlich werden Opfer- und Schuldgefühle noch auf nachfolgende Generationen beider Seiten übertragen, menschlich verständlich, aber meist wenig hilfreich bei anliegenden aktuellen Problemen. Menschen- und Völkerrechtsverletzungen durch Israel dürfen thematisiert werden, wie bei jedem anderen Staat. Repräsentanten der Juden sind gut beraten, nicht sogleich das »Haar in der Suppe« zu suchen, sondern Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit zu respektieren, selbst wenn die eigene Sichtweise eine andere ist.

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