Leserbrief
Komplexes Problem
Zu: »Der Grund des Grolls« (8/2024, Seite 12-16)
Die von Martin Hecht versprochene Tiefenschürfung, die dem Groll vieler »Wutbürger« und AfD-affiner Menschen auf den Grund gehen soll, hat bei mir großen Ärger ausgelöst. Eine monokausale Erklärung, wie sie schon in der Überschrift anklingt, gibt es für ein solch komplexes Phänomen nicht. Dennoch ist er davon überzeugt, Bauern- und Truckerproteste, offene oder nur schwelende Unzufriedenheit von Menschen mit rechtspolitischer Gesinnung auf eine einzige Ursache zurückführen zu können. Bernd Schmidt, Berg
Den Artikel finde ich extrem ärgerlich. Martin Hecht stellt alle möglichen Argumente zusammen, um diejenigen zu diffamieren, die man als »rechts« bezeichnet. Als ob die »woke« Lebensart des Städters, der in dem Bewusstsein lebt, dass er die Spitze des Fortschritts ist, so beneidenswert wäre! Man könnte doch einmal fragen, wen man wählen soll, wenn man die Corona-Politik für verfehlt hält, die Zerstörung der Umwelt durch Windräder falsch findet, wenn man der Ansicht ist, dass die Agrarpolitik der letzten Jahre zum Höfesterben führt, während die großen Konzerne immer mehr vorrücken. Michael Meuser, Mehring
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Der Artikel von Martin Hecht über die Gründe des Grolls in unserer Demokratie macht deutlich, dass soziale Ungleichheit zwar von vielen Menschen beklagt wird, sie sie aber im Grunde für legitim halten. Ein Umstand, der die SPD im Bundestagswahlkampf 2017 mit dem Slogan »Für sozialen Fortschritt« hat scheitern lassen. Für Martin Hecht erklärt dies auch, warum sich so viele Menschen, die glauben abgehängt zu sein, hinter so maximal unsolidarischen Superreichen wie Donald Trump sammeln. Trump ist einer von ihnen, weil er es geschafft hat und – dies scheint mir wesentlich – sich so verhält wie sie, so spricht wie sie, sich mit Abstrichen so kleidet wie sie und sie in seinen »Zorn« einschließt. Bleibt diese Form der wohl kalkulierten »Solidarität« aus, verstärkt sich der Graben zwischen »denen da oben« und denen, die sich abgehängt fühlen. Franz Foltz, Wokuhl-Dabelow
Die frustrierte Bevölkerung auf dem Land möchte nicht insgeheim so werden wie die hippen Akademiker in der Stadt, sie beneidet sie auch nicht. Das Bild vom unsportlichen Kind, das gern Fußballer werden möchte, ist völlig schief. Viele Menschen möchten nur nicht von Politikern, die in ihren Augen wenig geleistet haben, regiert werden. Und sie ärgern sich darüber, dass die Regierung, wenn ihr das Geld ausgeht, ausgerechnet die Menschen belastet, die die gesellschaftlich wirklich relevante Arbeit leisten. Wilfried Rahe, Mühldorf