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Wolfgang Mönninghoff
Enteignung der Juden
Wunder der Wirtschaft - Erbe der Deutschen. Europa. 304 Seiten. 16,90 EUR
Es war im Jahr 1999, als den Journalisten Wolfgang Mönninghoff der Zorn packte. Wie kann man, so fragte er sich angesichts einer Artikelserie in einer überregionalen Zeitung, Macher des Wirtschaftswunders wie Helmut Horten feiern, ohne daran zu erinnern, dass die Arisierungen der NS-Zeit die Basis für ihren Aufstieg abgaben? Der Zorn ist nicht gewichen, aber hinzu trat eine solide Recherche. Mönninghoff hat die Detailuntersuchungen geschichtswissenschaftlicher Forschung ausgewertet und in eine packende Darstellung umgegossen. Die wirtschaftliche Existenzvernichtung der deutschen Juden, die bei Firmenjubiläen gerne verschwiegen wird, bekommt hier ein Gesicht. Es werden Namen genannt: die von Opfern und die von Tätern. Profitiert haben viele von der schrittweisen Enteignung der etwa 100 000 jüdischen Unternehmen im Deutschen Reich, nicht nur überzeugte Nationalsozialisten und nicht nur die Großen der deutschen Wirtschaft. Wie dies geschah, kann man hier anhand zahlreicher Schilderungen von Arisierungsfällen nachlesen. Auch das beschämende Gerangel um die »Wiedergutmachung« kommt zur Sprache. Als Historiker hätte man sich eine genauere Benennung der benutzten Quellen gewünscht. Aber solange sich die Wissenschaft schwer damit tut, ihre Forschungsergebnisse in populärer, d. h. gut lesbarer Form darzustellen, muss man dankbar dafür sein, wenn ein Journalist diese überaus notwendige Aufgabe übernimmt.