Vom Vergessen einer gefährlichen Ideologie
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Alain Besançon
Über die Shoah, den Nationalsozialismus und den Stalinismus
Klett-Cotta. 144 Seiten. 15 EUR
Der französische Intellektuelle Alain Besançon, ein Anhänger der Totalitarismustheorie Hannah Arendts, ist verärgert: Obwohl Nationalsozialismus und Kommunismus »gleichermaßen verbrecherisch« agierten und sich ähnelten wie »zweieiige Zwillinge«, würden sie im kollektiven Gedächtnis völlig ungleich behandelt. Während die Erinnerung an die NS-Verbrechen zu Recht wachgehalten werde, falle der Stalinismus dem Vergessen anheim. Sein Essay ist ein flammendes Plädoyer gegen die Verharmlosung des Kommunismus, den er wegen seines humanistischen Anstrichs für die gefährlichere Ideologie hält, und für eine Kultur der Erinnerung. Besançon ist ein ausgezeichneter Kenner der sowjetischen Geschichte und ein geistreicher Polemiker. Doch es verstimmt, dass er sich wiederholt zu Pauschalurteilen verleiten lässt, die einer genaueren Betrachtung nicht standhalten. Zum einen scheint er mit der Geschichte der Erinnerung an den Nationalsozialismus, zumal in Deutschland, nicht so vertraut zu sein wie mit seinem Spezialgebiet; zum anderen ist er dermaßen auf den satanischen Charakter der Sowjetideologie fixiert, dass er jeden Kapitalismuskritiker schon in ihrem Fahrwasser wähnt. Da auch die Ausflüge ins Gebiet der Theologie nur bedingt zu überzeugen vermögen, bleibt sein Essay mehr Provokation als instruktive Erörterung.