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Mehr Beobachtung nötig: Was bedingt was?

von Birgit Schmäh vom 13.06.2003
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Ulrich Schröder/
Manfred Wittrock u. a. (Hg.)
Lernbeeinträchtigung und Verhaltensstörung
Konvergenzen in Theorie und Praxis. Kohlhammer. 236 Seiten. 19,90 EUR

Kinder mit Verhaltensstörungen besuchen in Hessen eine Schule für Erziehungshilfe, Kinder mit Lernproblemen eine Lernhilfeschule! Dieses System suggeriert, man könne solche Beeinträchtigungen genau voneinander unterscheiden. Das dies nicht so ist, weiß jeder, der mit den betroffenen Kindern lebt oder arbeitet. Hat ein Kind Lernprobleme, weil es unter einer Verhaltensstörung leidet? Oder verhält sich ein Kind auffällig, weil es mit seinen Schwierigkeiten beim Lernen überfordert ist? Der von den Professoren Ulrich Schröder (Oldenburg) und Manfred Wittrock (Rostock) herausgegebene Sammelband ist das Ergebnis einer internationalen Fachtagung, die sich der Überlappung beider großen Bereiche wissenschaftlich näherte. Einigkeit besteht darüber, dass sich Gefühls- und Verhaltensprobleme ebenso wie Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen gegenseitig bedingen oder sogar verursachen. Mit Begriffen wie »Ko-Morbidität« als Schulproblem versuchen Günther Opp und Ellen Wenzel (Halle) dieser Überschneidung gerecht zu werden. Leistung und Sozialverhalten können sich unterschiedlich kombinieren, weswegen Helmut Reiser und Rolf Werning (Hannover) fordern, enge Begriffe einzutauschen in Beobachterkriterien, die helfen, Beziehungen und Prozesse herauszuarbeiten. Auch die Bedeutung der persönlichen motivationalen Einstellung des Schülers sind Kernpunkte von Beiträgen dieses durchgängig aufschlussreichen Bandes. Was fehlt, ist die Beleuchtung der Konsequenzen, die diese Erkenntnisse auf das Schulsystem haben müssten: Lassen sich Kinder mit Störungen im Lernen und Verhalten weiterhin an getrennten Schulen optimal fördern oder wäre die Zeit reif, verstärkt Plätze in integrativen Einrichtungen zu schaffen?

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