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Weibliche Ansichten einer anderen Welt

von Christine Weber-Herfort vom 10.06.2005
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Kirsten Beuth/Annette Dorgerloh/Ulrike Müller (Hg.)
Ins Machbare entgrenzen
Centaurus. 184 Seiten. 15,50 EUR

Utopia ist abgebrannt; Utopien unmodern, nicht machbar. Der Mainstream in unserer Zeit des Zerfalls, der Deregulierung wähnt sich am Ende der Geschichte. Utopien und alternative Lebensentwürfe von Frauen passen daher kaum in die Zeit. Umso lobenswerter der Versuch, Grenzen zu überschreiten, gewohnte Denkweisen zu entgrenzen und neue Verhaltensmuster auszuprobieren. Dabei geht es durchaus um denkbare Modelle. Dorothee Sölle etwa, die kurz vor ihrem Tod einen Beitrag zu diesem Sammelband lieferte, interpretiert die Rolle der Arbeit neu, nicht an Geld gebunden, sondern »aus sich heraus sinnvoll, weil sie Leben erhält«. Die weiblichen Denkanstöße kann man in zwei Bereiche einteilen: Es sind Utopien aus dem politisch-gesellschaftlichen Bereich und künstlerisch-ästhetische Entwürfe am Theater oder in der Festkultur. Dabei werden »klassische« Utopien vorgestellt, etwa die »Stadt der Frauen« von Christina de Pizan oder die Beginen-Bewegung, die bis heute Nachahmerinnen auf den Plan ruft. Auch die Vorstellungen einer Alexandra Kollontai, die Familie als gesellschaftliches Kollektiv begriff, werden rezipiert. Dass Utopien nicht nur als große Gesellschaftsentwürfe verstanden werden können, sondern auch als Teil einer Graswurzelbewegung, die sich bemüht, allmählich Sichtweisen zu verändern, das zeigen die Beiträge über das Frauennetzwerk von Attac und die Berliner Tafel. Alle Beiträge können als ein Plädoyer für schöpferisches Denken und Arbeiten verstanden werden. Sie stehen auch für die Wiederentdeckung eines utopischen Erbes.

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