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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 11/2022
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Leserbrief
Zu viele auf Kriegskurs

vom 10.06.2022
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Zu: »›Wir sind mitten in einer Zeitenwende‹« (9/22, Seite 26-31)

Vielen Dank für das Gespräch, das Michael Schrom und Matthias Dobrinski mit Harald Welzer und Andreas Holzem geführt haben. Einige Aussagen zu den Folgen eines Krieges haben mir aus der Seele gesprochen, so zum Beispiel die Feststellung von Welzer, die »Politikergeneration um Helmut Schmidt und Erhard Eppler hatte eine Vorstellung, wie tief die Verwüstung ist. Sie wussten, was der Krieg mit den Menschen macht.« Die zunehmende Bereitschaft, der Ukraine weiter und mehr schwere Waffen zu liefern und die Begeisterung über die technischen Raffinessen dieser Waffen in den Berichten machen mir Angst. In diesem Krieg zwischen zwei großen Getreideproduzenten werden mehr Waffen Millionen Menschen weltweit hungern lassen, mehr Tote und mehr Elend in nichtbeteiligten Ländern verursachen und die Welt mehr Zeit und Ressourcen kosten, die sie real kaum noch hat, endlich gegen die Zerstörung unseres Planeten aktiv zu werden. Wer oder was rechtfertigt diesen Super-GAU?

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 11/2022 vom 10.06.2022, Seite 58
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Die Zukunft ist ungewiss, aber es kann helfen, mit dem Schlimmsten zu

Gisela Herterich, Kirchentellinsfurt

Vielen Dank, dass Sie Harald Welzer zu Wort kommen ließen. Sein Votum ist angesichts der um sich greifenden Kriegsrhetorik nicht hoch genug einzuschätzen. Selbst Politiker, die der Friedensbewegung nahestanden, sind jetzt auf Kriegskurs. Die Machtblöcke der Welt haben die Aufgabe, den Frieden zu stabilisieren. Mit der Aufnahme immer neuer Länder in die Nato wird das Gegenteil davon erreicht. Nein, wir sind nicht die »Guten«. Wir pflegen ein Wirtschaftssystem, das große Teile der Weltbevölkerung verarmen lässt. Wir tragen am meisten zur Erderwärmung bei. Wir haben den Weltfrieden destabilisiert. Und wir wollen nicht, dass die Ukraine verliert: Wir wollen Krieg.

Jochen Frank, Reutlingen

Seit Monaten hat sich Publik-Forum gesteigert. Was der Kollege Holzem zum Ukrainekrieg sagt, scheint mir besonders wichtig. Statt einer »Schuld- und Sühne-Mystik« braucht man doch eine »autonome«, das heißt vernünftige, selbstverpflichtende Ethik. Dietmar Mieth, Bochum

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Wir haben heute die aktuelle Ausgabe mit dem Interview mit Harald Welzer und Andreas Holzem gelesen: Es gibt in Deutschland nur noch sehr wenig guten Journalismus und wir möchten nicht auf auch nur eine Publikation dieser Art verzichten. Susanne Zander, Dortmund

Beim Lesen des Interviews und beim Eindringen in die verquaste Gedankenwelt von Holzem und Welzer ist mir mehrfach richtig schlecht geworden. Putin hat den Krieg anlasslos begonnen, gnadenlos die Zivilbevölkerung terrorisiert, bisher 200 Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen zielgerichtet zerstört – mir fällt dazu beim besten Willen keine Deutungsalternative ein. Erst durch das Zurückdrängen der Russen und damit der Reichweite ihrer Artillerie konnte der Raketenterror gegen die Zivilbevölkerung in den großen Städten verringert werden. Dass dies mithilfe schwerer Waffen aus dem Westen gelang, findet meine volle Zustimmung. Wo wären wir wohl heute, hätten Briten und Amerikaner 1940/41 gesagt: »Lasst uns jedes weitere Blutvergießen vermeiden, Hitler nicht weiter reizen, Krieg war immer schon schlimm, gebt Holländern, Franzosen und Polen ein paar alte Vorderlader aber mehr nicht, und die KZ? Schwamm drüber.«? Guido Hafer, Hasbergen

Besonders beeindruckt war ich von dem Interview mit Welzer und Holzem. Eine Gesellschaft, die solche Ratgeber zu Wort kommen lässt, ist noch nicht verloren – das ist jedenfalls mein Eindruck. Auch der Artikel über »Putins Metaphysik« von Cyril Hovorun ist erhellend. Beide Beiträge weisen auf ein menschliches Defizit hin, das schwer abzuschütteln ist, weil es meist unbewusst bleibt: Wir projizieren unsere Weltsicht auf »die anderen«, weil wir uns selbst nicht »von außen« wahrnehmen können. Bei diesem realitätsverzerrenden Vorgang wird das Negative der anderen aufgebauscht und das Positive verkannt.

Hella Knütel, Hechthausen

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