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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 11/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Buchtipp
Liebesaffären und Kriegstraumata in Wien

Karina Urbach vermischt in ihrem Roman »Das Haus am Gordon Place« gekonnt Erfundenes und Reales. Das ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich.
von Hilal Sezgin vom 11.06.2024
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(Foto: istockphoto/clu)
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Kriminalroman. Wer gerne historische Romane liest, will einerseits in einer Fiktion versinken – und gleichzeitig wissen, »wie es damals war«. Das macht Karina Urbach, eine habilitierte Historikerin, die sowohl Sachbücher als auch Romane schreibt, zur perfekten Autorin. In ihrem aktuellen Kriminalroman »Das Haus am Gordon Place« verwebt sie einen fiktiven Mord im heutigen London mit einer Spionagegeschichte, die 1948 in Wien spielt. Dabei lässt sie so viel historische Recherche einfließen, dass man aus der Lektüre neben Spannung und Unterhaltung auch noch viel Wissen mitnimmt: über die Spionageeinheiten, die sich in Wien, und teils in Tunneln unter Wien, auszutricksen versuchten; darüber, wie die Siegermächte die Stadt in Sektoren unterteilten; wie alte Nazis und neue Agentinnen die Gunst der Stunde für sich nutzten. Liebesaffären, Kleidung, Lebensmittel und Knappheiten, Brutalität, sexuelle Gewalt und Kriegstraumata – das alles hat Platz in diesem Krimi. Als Orson Welles’ Crew auftaucht, um den Schwarzweißklassiker »Der Dritte Mann« zu filmen, fragt sich die Leserin, ob nun doch die Grenze zur Fantasterei überschritten sei – aber nein! Im Nachwort legt die Autorin Rechenschaft ab über Erfundenes und Reales. So kann man sich beruhigt hineinziehen lassen ins Wien nach dem Zweiten Weltkrieg, in eine Atmosphäre von überstandenem Schock und wiedererwachender Lebensfreude, von Misstrauen und nicht zuletzt von Solidarität, wo man sie am wenigsten erwartet.

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