Musiktipp
»Vom Leben zerzaust, vom Schicksal gegerbt«
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Musik. Ja, er ist alt geworden. Der Liedermacher Reinhard Mey ist jetzt 81. Man hört das auf seinem neuen Album »Nach Haus« an der rauen, manchmal tastenden Stimme – und auch aus den Texten dieser 15 Stücke, die überwiegend bilanzierend und melancholisch klingen. Die Zeiten von Diplomatenjagden und Schlachten am kalten Büfett, diesen lustvollen Satiren aus den 1970er-Jahren, die den Künstler über die Liedermacherszene hinaus bekannt gemacht haben, sind eindeutig vorbei. Meys jauchzender Übermut ist in der vergangenen Dekade verschwunden. Trotzdem erkennt man ihn wieder: Die melodisch-verspielten Gitarrenläufe, die Wortspiele und sauberen Reime, der zärtliche Blick auf scheinbare Nebensächlichkeiten und die Menschen, die ihn umgeben, prägen auch die neuen Stücke des alten Spielmanns. Auch seine politische Haltung ist unverkennbar geblieben. »Lagebericht« beschreibt das Jahr 2042 als düstere Umwelt-Dystopie: »Beim G2-Gipfel in Rom denkt man, drüber nachzudenken, (...) die Erderwärmung freiwillig auf acht Grad zu beschränken.« Meys pazifistische Überzeugung zeigt sich in »Verschollen«, einem erschütternden Nachruf auf seinen Onkel Werner, der nie aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Ein bewegendes Highlight ist das Lied »Zwei Musketiere«, das er mit Hannes Wader singt: »Wir sind zwei alte Gefährten, vom Leben zerzaust, vom Schicksal gegerbt« – eine Ode an ihre lebenslange musikalische Freundschaft.